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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
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2.3. „DIE BLÜHENDEN HOCHSCHULEN DEUTSCHLANDS“ 85 testantischen und katholischen Universitäten traf und damit eine weitere Di- chotomie einführte, wobei deutsch mit protestantisch und österreichisch mit katholisch einherging. Diese Unterscheidung sollte dann auch für die österrei- chische Reformdiskussion von zentraler Bedeutung sein, da mit der Reduktion der deutschen Universitäten auf ihre Prägung durch den Protestantismus ein wichtiger Angriffspunkt für die Anhänger der österreichischen/katholischen Universitäten vorlag. Nicht zuletzt lag mit der Betonung des protestantischen Elements auch eine Eingrenzung auf die norddeutschen Universitäten vor. Außerdem schloss sie gleichzeitig Universitäten in anderen deutschen Bun- desstaaten aus, etwa jene in Bayern. Denn gerade dort bedeutete das Jahr 1848 eine ähnliche Zäsur wie in Österreich, mit teils ähnlichen Debatten und der Frage, ob man sich an den preußischen Universitäten ausrichten solle.61 Zusammen mit Aussagen von Leo Thun im Hinblick auf die Lehr- und Lernfreiheit ergibt sich damit das Bild, dass mit den deutschen Universi- täten letztlich vor allem jene in Preußen und dem protestantisch gepräg- ten Norddeutschland gemeint waren. Denn wenn Thun von der Lehrfreiheit sprach, dann tat er dies meist in Abgrenzung von den protestantischen Uni- versitäten. Er betonte, die Lehrfreiheit als zentrales Element übernehmen zu wollen, aber gleichzeitig nicht eine absolute Lehrfreiheit wie an jenen Universitäten gelten zu lassen.62 Während etwa liberale Lexika der Zeit wie jenes von Bluntschli/Brater die Wissenschaft als „wesentlich unabhängig von der Staatsautorität“63 definierten und in diesem Sinn auch die Lehrfrei- heit als individuelles Recht eines Wissenschaftlers betrachteten, forderte Thun eine Lehrfreiheit „im Einklang mit dem Geiste der Kirche und mit be- sonderer Beachtung der Interessen des Staates.“64 In Preußen und den deutschen Bundesstaaten sah man in den Reformen in Österreich umgekehrt eine klare Orientierung an den eigenen Univer- sitäten und damit eine Abkehr von der Sonderentwicklung Österreichs. Heinrich Marquardsen formulierte es drastisch und lässt dabei unverhohlen durchklingen, welches Universitätssystem er als das beste erachtete: 61 Vgl. Wolfgang könig, Universitätsreform in Bayern in den Revolutionsjahren 1848/49 (= Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Beiheft 8), München 1977, S. 28–45; Achim sing, Die Wissenschaftspolitik Maximilians II. von Bayern (1848–1864) (= Ludovico Maxi- milianea. Forschungen und Quellen), Berlin 1996, S. 83, dann besonders S. 232ff. 62 Vgl. etwa Die Neugestaltung der österreichischen Universitäten über Allerhöchsten Befehl dargestellt von dem k.k. Ministerium für Kultus und Unterricht, Wien 1853, S. 18–20. 63 Johann-Caspar BLuntscHLi, Lehrfreiheit und Lernfreiheit, in: Johann-Caspar Bluntschli/ Carl Brater (Hgg.), Deutsches Staats-Wörterbuch, Stuttgart, Leipzig 1861, S. 367–374, S. 368. 64 Die Neugestaltung der österreichischen Universitäten über Allerhöchsten Befehl darge- stellt von dem k.k. Ministerium für Kultus und Unterricht, S. 23.
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 Aufbruch in eine neue Zeit
Titel
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Untertitel
Aufbruch in eine neue Zeit
Autor
Christof Aichner
Verlag
Böhlau Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20847-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
512
Schlagwörter
University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860