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3.2. RECHTLICHE NEUERUNGEN FÜR DIE UNIVERSITÄT 121
Das Ministerium tat die Sache, ohne jedoch die Invektiven von Mensi zu
kennen, als Lappalie ab und beschied den Professoren, in Zukunft Beschwer-
den in einer angemessenen Form zu melden.63 Die betroffenen Professoren
– Schenach, Jäger und Böhm64 – wollten die Anschuldigungen von Mensi
jedoch nicht auf sich sitzen lassen und antworteten am 3. Oktober auf die
Vorwürfe Mensis sowie des Ministeriums. Sie zeigten sich zwar anfangs
reuig und gestanden auch ein, dass die Form ihrer Kritik nicht passend war,
zumal das Gubernium im speziellen Fall als zuständige Behörde für die
Ausschreibungen von Konkursverfahren ein Recht auf Information hatte.
In weiterer Folge brachten die Professoren jedoch neuerlich Kritik am Stu-
diendirektor und Gubernium an. Sie fürchteten nämlich, so schreiben sie,
die Rückkehr zu den alten Verhältnissen und sahen darin den Versuch des
Guberniums
die alte drückende Herrschaft über die Universität wieder zu bekommen. [...]
Die mannigfaltigen Unannehmlichkeiten, die sie die früheren Jahre vom Prä-
sidium und Gubernium erhalten hatte, und wodurch die Würde der Lehran-
stalt, die Freude und der frische Muth am Berufe so herabgedrückt worden
war, machten es ihnen obendrein zur Pflicht, sich gegen den leisesten Versuch
des Guberniums, den alten bürokratischen Einfluß über sie wieder zu gewin-
nen, entschieden zu verwehren, und sich in der kaum von Seiner Majestät
dem Kaiser gnädigst gewährten, und vom hohen Ministerium ausgesproche-
nen Selbstständigkeit zu behaupten. Das hohe Ministerium kann es daher
den Unterzeichneten nicht verargen, wenn sie über die Gubernial-Mittheilung
vom 24. September Z. 20489/3342 worin ihnen eine Art Verweis ertheilt wird,
hoch erstaunt sind.65
Zuletzt wehrten sie sich noch gegen die Anschuldigungen, man habe im
Übermut der aktuellen politischen Ereignisse ungebührliche Forderungen
gestellt und konterten den impliziten Vorwurf, die Professoren übten sich im
Müßiggang, mit der Aufzählung ihrer Leistungen seit den Märztagen. Sie
hätten nämlich
63 20489/3342 Studien. Gubernium an philosophische Fakultät, Innsbruck 24.09.1848, Akten
der Philosophischen Fakultät 15, ad 3702/PH ex 1848/49, Universitätsarchiv Innsbruck.
64 Josef Georg Böhm (Rozdialowicz 1807–1868 Prag), 1839–1852 Prof. für Mathematik an der
Universität Innsbruck, ab 1852 Prof. für theoretische und praktische Astronomie an der
Universität Prag, gleichzeitig Direktor der Prager Sternwarte.
65 Schenach u.a. an das Unterrichtsministerium, Innsbruck 03.10.1848, Gubernium, Studien,
8 F 1, 1849, Tiroler Landesarchiv.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen