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3 DIE REFORMEN AN DER UNIVERSITÄT
INNSBRUCK122
die am 17. März beginnende Aufregung der Studierenden beschwichtigt, diese
durch ihre Mahnung von Exzessen abgehalten, sich dadurch nicht bloß den in
der Kundmachung vom 23. März öffentlich ausgesprochenen Dank des Lan-
des-Präsidiums, sondern auch die Anerkennung der Stadt Innsbruck und des
ganzen Landes verdient; sie haben ferner ihre Studierenden zur Vertheidi-
gung des Vaterlandes gegen die italienischen Insurgenten aufgemuntert, und
während Professor Jäger als Vertreter der Innsbrucker Universität an den
Verhandlungen des hiesigen Landtages Theil nahm, Professor Flir noch ge-
genwärtig als Deputierter zu Frankfurt sitzt, während Professor Haidegger,
und nicht Herr Direktor Mensi vom Anfange der neuen Geschäftsordnung im
April bis Mitte August die Leitung der Fakultätsangelegenheiten besorgte,
haben 4 unter 7 philosophischen Professoren zwey Studenten-Kompagnien
nach Welsch-Tirol und ins Venezianische geführt.66
Die Professoren forderten daher eine Entschuldigung von Direktor Mensi
und glaubten empfehlen zu können, dass man dessen Bitte, ihn vom Amt zu
entheben, annehmen sollte. Der Streit war damit auf seinem Höhepunkt an-
gelangt. Im Dezember legten die Professoren noch einmal nach, indem nun
auch die übrigen, im August nicht anwesenden Professoren eine sofortige
Entschuldigung von Mensi forderten und zu bedenken gaben, „ob bey dieser
Gegenstellung des Fakultäts-Directors und der Professoren an ein gedeih-
liches Zusammenwirken zu denken sey“67 und es daher nicht besser wäre,
Mensi zu entfernen. Am 17. Dezember trat der neue Statthalter Graf Bissin-
gen68 sein Amt an und erhielt umgehend den Auftrag, zwischen dem Profes-
sorenkollegium und Mensi zu vermitteln.69 Vor allem aber sollte Bissingen
den Professoren versichern, dass man nicht gedenke „das wissenschaftliche
Leben der Hochschulen wieder der Bevormundung und Leitung irgend einer
büreaukratischen Autorität unterzuordnen“70.
66 Ebenda.
67 Baumgarten u.a. an das Unterrichtsministerium, Innsbruck 01.12.1848, Gubernium, Stu-
dien, ad 8 F 1, 1849, Tiroler Landesarchiv.
68 Siehe zu Bissingen als Statthalter Anton Bundsmann, Die Landeschefs von Tirol und Vorar-
lberg in der Zeit von 1815–1913 (= Schlern-Schriften 117), Innsbruck 1954, S. 30–42. In der
Zwischenzeit war durch die Verwaltungsreform außerdem das Gubernium durch die Statt-
halterei als oberste Verwaltungsinstanz des Landes abgelöst worden, der oberste Vertreter
des Kaisers im Kronland war nun der Statthalter. Vgl. dazu scHoBer, Von der Revolution
zur Konstitution, S. 45.
69 Siehe 8274/2248. Helfert an Bissingen, Wien 27.12.1848, Gubernium, Präs. 8 F 1, 1849,
Tiroler Landesarchiv.
70 Ebenda.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen