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3 DIE REFORMEN AN DER UNIVERSITÄT
INNSBRUCK126
3.2.4. Die Reform der philosophischen Fakultät an der Universität
Innsbruck
Die Aufwertung der philosophischen Fakultät war ein Kernstück der Reform
und stand somit zunächst im Zentrum der Anstrengungen. Die Neuorgani-
sation der philosophischen Fakultät war in dieser frühen Phase jedoch vor
allem eine Frage der Reform der Gymnasien. Mit 20. Mai 1848 wurde den
Professoren der philosophischen Fakultät mitgeteilt, dass
der bisherige zweijährige philosophische Obligatkurs, der seiner Natur nach
nur ein Vorbereitungsstudium für die übrigen Fakultäten ist, obschon nicht
ohne wesentliche Modifikationen, zum Gymnasium geschlagen und dadurch
ein achtjähriges Gymnasium erzielt werde.85
Die Schüler sollten damit die nötige Reife erhalten, die die Lehr- und Lern-
freiheit erforderten. Wegen der kurzen Vorbereitungszeit sollte im folgenden
Herbst der bisherige erste philosophische Kurs einfach als siebente Klasse
eingeführt werden. Das Ministerium forderte das Professorenkollegium da-
her auf, die nötigen Schritte für eine solche Umgestaltung in die Wege zu
leiten. Die erste Reaktion der Fakultät fiel allerdings verhalten aus, indem
man dem Ministerium mitteilte, dass auf Grund der Abwesenheit zahlrei-
cher Professoren ein solches Unterfangen schwierig werden würde.86 Erst im
folgenden Monat sah man sich im Stande, dem Ministerium die Mitarbeit
an diesem Vorhaben versichern zu können und erklärte sich grundsätzlich
bereit, die nötigen Lehrerstellen in den neuen Klassen zu übernehmen.87 Die
anwesenden Professoren hegten jedoch einige Bedenken: An erster Stelle be-
fürchteten sie, zu Gymnasiallehrern degradiert zu werden und künftig dem
Präfekten des Gymnasiums zu unterstehen.88 Neben den Sorgen um ihre
persönliche Stellung waren die Professoren skeptisch, was die Konzeption
des neuen Gymnasiums betraf, und sprachen sich gegen eine Angliederung
des philosophischen Kurses an das Gymnasium aus. Ihr Argument dabei
85 2303/Praes. Brandis an Professorenkollegium, Innsbruck 20.05.1848, Akten der Philosophi-
schen Fakultät 15, 3679/PH ex 1847/48, Universitätsarchiv Innsbruck.
86 Siehe Mensi an das Unterrichtsministerium, Innsbruck 07.06.1848, Akten der Philosophi-
schen Fakultät 15, ad 3679/PH ex 1847/48, Universitätsarchiv Innsbruck.
87 Haidegger an das Unterrichtsministerium, Innsbruck 21.07.1848, Akten der Philosophi-
schen Fakultät 15, ad 3679/PH ex 1847/48, Universitätsarchiv Innsbruck.
88 Vgl. dazu ganz ähnlich die Situation an anderen Universitäten bzw. die Schilderung Ex-
ners zur Situation in den italienischen Gebieten, abgedruckt bei Brigitte mazoHL-waLLnig,
Die Österreichische Unterrichtsreform in Lombardo-Venetien 1848–1854, in: Römische
Historische Mitteilungen (1975), S. 104–138, hier S. 124–125.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen