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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
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3 DIE REFORMEN AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK128 bewegte. Bereits im Juni 1848 fasste der Senat den Beschluss, in Wien um die Vervollständigung der Innsbrucker Universität (siehe dazu noch folgend) anzusuchen.95 Das Rektorat verfasste hierzu ein Gesuch, in dem man mehr- fach auch auf die Rolle der philosophischen Fakultät zu sprechen kam. Der Fakultät wurde dabei ein zentraler Stellenwert innerhalb der Universität eingeräumt96 und gerade deswegen sah man auch in der Neuorganisation dieser Fakultät ein gewisses Gefahrenpotential. Denn besonders die Armut des Landes würde die meisten Studenten in die Brotstudien drängen und der philosophischen Fakultät so die Studenten entziehen. Wenn der Besuch der philosophischen Kurse nicht mehr verpflichtend sei, würden die Studen- ten diese Fakultät auch nicht mehr besuchen, da sie sich davon keine beruf- lichen Chancen erwarten könnten.97 Bei einem Mangel an Studenten würde die Fakultät aber letztlich verkümmern. Die Studenten wiederum würden zu reinen Brotgelehrten und Spezialisten, die den „Drang nach gelehrter Bildung“ einer Berufsausbildung unterordneten.98 Gerade aber im „aus- schließlich vorgesetzten Nützlichkeitsprinzip [liege] der Grund des Mangels unserer Zeit an Genialität wie an bürgerlicher Tugend“99 schrieben die Pro- fessoren weiter. Die Schilderungen lassen erkennen, dass die grundsätzliche Freude und Hoffnung über die neuen Freiheiten und die Aufwertung der philosophischen Fakultät mit erheblichen Sorgen verbunden waren.100 Be- 95 Siehe Senatssitzungsprotokoll, Innsbruck 23.06.1848, Senatssitzungsprotokolle 3, Nr. 179, Universitätsarchiv Innsbruck. 96 Interessant ist dabei, dass es in dem Text immer wieder Anklänge an die Gedanken von Kant in seinem Spätwerk Der Streit der Fakultäten gibt, hier wie dort, wird die zentrale Rolle der Philosophie und der philosophischen Fakultät betont, die dieser bei der Aufrecht- erhaltung der Einheit der Wissenschaft zukomme. 97 Das Argument bewahrheitete sich in der Folge jedoch nicht, da gerade in der philosophi- schen Fakultät mehr Vertreter unterer sozialer Schichten zu finden waren, wohingegen sich die Studenten der juridischen Fakultät vorwiegend aus höheren sozialen Schichten re- krutierten. Vgl. dazu Peter goLLer, Jeder Notariat-Akt (…) Anlaß zu neuer Mißstimmung. Traditional-patrimoniale wider formal-rationalisierte Rechtspflege am Beispiel des Tiroler Notariats, in: Der Schlern 72 (1998), S. 519–533. 98 In dem Text finden sich zahlreiche Anklänge an die Meistertexte der preußischen Bil- dungs- und Universitätsreformen, vom bereits erwähnten Text Kants über die Antritts- rede Schillers in Jena: scHiLLer, Was heisst und zu welchem Ende studiert man Univer- salgeschichte?, bis hin zur Konzeption Humboldts: HumBoLdt, Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen. 99 Bitte um Wiederherstellung der Universität mit allen vier Fakultäten (Konzept), Inns- bruck Juli 1848, Akten des Rektorats 17, 217/R ex 1848/49, Universitätsarchiv Innsbruck. 100 Dass die Befürchtungen nicht unbegründet waren, zeigte sich später, denn während der gesamten 1850er-Jahre gab es nur wenige Studenten an der philosophischen Fakultät. Ein Grund waren die fehlenden Berufsaussichten, denn abgesehen von Gymnasiallehrern und einer Karriere in der Wissenschaft gab es nur geringe Aussichten auf Stellen. Siehe zur
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 Aufbruch in eine neue Zeit
Titel
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Untertitel
Aufbruch in eine neue Zeit
Autor
Christof Aichner
Verlag
Böhlau Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20847-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
512
Schlagwörter
University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860