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3 DIE REFORMEN AN DER UNIVERSITÄT
INNSBRUCK130
mehr befürchteten die Professoren auch, dass viele tüchtige Lehrer weder
bereit wären, sich „unter eine Gymnasial Oberaufsicht zu stellen, noch auch
in eine Kategorie mit den Gymnasiallehrern gesetzt zu werden.“103 Damit
wollten die Professoren wohl indirekt auch ihren eigenen Unwillen ausdrü-
cken, zu Gymnasiallehrern degradiert zu werden. An die erwähnten Punkte,
die für die ganze Monarchie Gültigkeit besäßen, schlossen sie ein weiteres
Argument an, das besonders für Tirol zu beachten wäre:
Was aber diese ganze Sachlage besonders bedenklich macht, ist der Umstand,
daß hiebei der für Tirol nicht nur in religiöser und moralischer aber auch in
politischer Hinsicht so wichtige Clerus in freier wissenschaftlicher Cultur
wahrhaft verkümmern müsste, denn man legt es darauf an, die künftigen
Theologen mit sorgfältiger Vermeidung jeder Berührung mit der Universität
aus solchen Winkelanstalten unmittelbar für die Seminarien zu beziehen.104
Diese Aussage ist umso interessanter, wenn man bedenkt, dass drei der
sechs Unterzeichner des Memorandums selbst dem geistlichen Stand ent-
stammten.
Die Vorschläge der Innsbrucker Professoren fanden allerdings geringen
Anklang bei den Reformern in Wien. Denn im Entwurf der Organisation der
Gymnasien und Realschulen in Österreich vom 15. September 1849 wurde
der eingeschlagene Weg weiterverfolgt. Die Gymnasien wurden auf acht
Jahre verlängert und sollten eine „höhere allgemeine Bildung“ gewähren
und „zugleich für das Universitätsstudium“ vorbereiten.105
3.3. Die Vervollständigung der Universität und das Gerücht um
Auflösung der Universität
Nachdem wir in der Chronologie der Ereignisse bereits in das Jahr 1849 vor-
gestoßen sind, müssen wir vorerst noch einmal in das Jahr 1848 zurück-
kehren. Während die Studenten und einige Professoren in der Valsugana
für den Fortbestand der Einheit der Monarchie kämpften, versuchten die
verbliebenen Professoren in Innsbruck, den Fortbestand der Innsbrucker
Universität im Tiroler Landtag zu sichern bzw. den Ausbau der Universi-
tät zu fordern. Bei zwei Senatssitzungen im Juni einigten sich die wenigen
103 Ebenda.
104 Ebenda.
105 Siehe bei meister, Entwicklung und Reformen des österreichischen Studienwesens, Ab-
handlung, S 101.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen