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3 DIE REFORMEN AN DER UNIVERSITÄT
INNSBRUCK132
Grund des Mangels unserer Zeit an Genialität wie an bürgerlicher Tugend.“111
Nur durch den universalen Geist der gesamten Wissenschaft ließe sich dem
entgegenwirken. Der Autor scheint auch eine klare Vorstellung von der Auf-
gabe der philosophischen Fakultät als derjenigen Institution zu haben, welche
die anderen Fakultäten zusammenhalten und einen Gegenpol zu den nützli-
chen Studien bilden sollte. Wie wir gesehen haben, ist die Entwicklung anders
verlaufen, allerdings sind die Anklänge an die im Hinblick auf die ‚deutschen
Universitäten‘ dargestellten Auffassungen zum Ideal einer Universität deut-
lich erkennbar und zeigen, dass die Professoren diese rezipiert haben.
Die weiteren Argumente beziehen sich dann weniger auf Bildungskonzepte,
sondern sind vielmehr politischer Natur. Allerdings betonte man vorher, dass
viele Eltern ihre Kinder bestimmt lieber an die Universität Innsbruck schi-
cken würden als an eine Universität in einer größeren Stadt, wo allerlei Ver-
gnügungen die Studenten vom Studium ablenken könnten.112 Anschließend
wird auf die Treue und das tadellose Verhalten der Innsbrucker Akademiker
während des Jahres 1848 verwiesen. Daher wäre es nur billig, diese Treue der
Akademiker und der gesamten Tiroler zu würdigen und zu belohnen.
Albert Jäger brachte schließlich am 12. Juli 1848 als Vertreter der Uni-
versität den Antrag auf Vervollständigung im Landtag ein.113 Die Abgeord-
neten nahmen den Beschluss an, erklärten die Angelegenheit zu einer ge-
meinsamen Sache des Landes und intervenierten in Wien.114 Minister Anton
Doblhoff, der nach der Auflösung des Kabinetts Pillersdorf das Innenminis-
terium übernommen hatte und auch für den Unterricht verantwortlich war,
spielte den Ball jedoch wieder zurück nach Innsbruck, indem er erklärte,
er habe grundsätzlich nichts gegen einen solchen Plan einzuwenden, gleich-
wohl müssten zunächst die Voraussetzungen an Ort und Stelle durch das
111 Ebenda.
112 Vgl. dazu auch die Überlegungen bei Friedrich Schleiermacher, der sich anlässlich einer
möglichen Gründung einer Universität in Berlin Gedanken über die Vor- und Nachteile
von kleinen bzw. großen Städten als Studienorte machte: scHLeiermacHer, Gelegentliche
Gedanken über Universitäten im Deutschen Sinn, S. 300–304.
113 Der Universität war erst mit der Einrichtung des neuen Landtages durch den Verfassungs-
entwurf von Clemens Brandis ein Sitz im Landtag zugekommen. Vertreten wurde die Uni-
versität durch den Rektor (bzw. einen von der Universität bestimmten Ersatzmann) und
hatte mit dem geistlichen Stand zu stimmen. Siehe dazu bei Richard scHoBer, Geschichte
des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert (= Veröffentlichungen des Tiroler Lan-
desarchivs 4), Innsbruck 1984, S. 104–105. Allerdings verlangte der Senat der Universität
im Juni 1848, dass Albert Jäger als Vertreter der Universität auf der Bürgerbank Platz
nehme. Vgl. Senatssitzungsprotokoll, Innsbruck 23.06.1848, Senatssitzungsprotokolle 3,
Nr. 179, Universitätsarchiv Innsbruck.
114 Siehe bei Huter, Salzburg oder Innsbruck?, S. 35–36.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen