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3.4. ERSTE PROBLEME BEI DER UMSETZUNG DER REFORM 137
sicherung sorgte. Der Unterricht dieser Fakultät fand einerseits am Gym-
nasium statt, wo der ehemals erste Kurs der Fakultät abgehalten wurde,
der zweite Kurs wurde an der Universität gelehrt. Teilweise konnten die
Gymnasialschüler bereits Kurse der Universität besuchen, sodass insgesamt
doch in den „ordentlichen Vorlesungen der Religionswissenschaft, Philoso-
phie, Physik und Philologie“ 150 Studierende anwesend waren,136 eine Zahl,
die dann in den folgenden Jahren nicht annähernd erreicht werden konnte.
Denn einerseits gab es im Schuljahr 1849/50 durch die Einführung des 8.
Gymnasialkurses keine Schüler, die an die Universität wechseln konnten.
Andererseits hatte das Ministerium im Laufe des Semesters – nach erfolg-
ter Berichterstattung des Professorenkollegiums – verboten, dass Gymnasi-
asten weiterhin parallel Kurse an der Universität besuchen durften, zumal
die Schüler im Gymnasium eigentlich ausgelastet sein sollten.137 Bei dieser
Gelegenheit zeigte sich Minister Thun verärgert darüber, „wie schwer es
dem Lehrkörper fällt, sich in das neue Studiensistem zu finden“.138 Diese
Kritik war wohl nicht nur dem aktuellen Bericht geschuldet, sondern bezog
sich wahrscheinlich auch auf die frühere kritische Haltung von einigen Pro-
fessoren gegenüber der Reform. Zwei weitere Gründe, warum auch in den
folgenden Jahren die Frequenz der Fakultät nicht sonderlich anstieg, wa-
ren die Unsicherheit über den Erfolg der Reform139 und die mangelnden be-
ruflichen Perspektiven für Absolventen der philosophischen Fakultät. Zwar
beruhigte sich die Situation mit dem Amtsantritt von Thun und dem Erlass
des provisorischen Organisationsgesetzes, aber die Umsetzung der Reform
konnte nicht von heute auf morgen Erfolg haben. Thun war jedoch bestrebt,
die Reform so rasch als möglich umzusetzen und ein formal „gleichförmiges
System“140 zwischen den Universitäten herzustellen.
136 Bericht über das Studienjahr 1848/49 (Konzept), Innsbruck 11.11.1849, Akten der Philoso-
phischen Fakultät 16, 22/PH ex 1849/50, Universitätsarchiv Innsbruck. Was nicht heißt,
dass insgesamt 150 Studenten in der philosophischen Fakultät inskribiert waren. Gemeint
sind die Besucher der Vorlesungen, d.h. wenn ein Student diese vier Vorlesungen besucht
hat, wurde er auch viermal gezählt.
137 8474/1246. Thun an die philosophische Fakultät, Wien 05.12.1849, Akten der Philosophi-
schen Fakultät 16, 44/PH ex 1849/50, Universitätsarchiv Innsbruck.
138 Ebenda.
139 Hauptbericht über den Zustand der philosophischen Fakultät (Konzept), Innsbruck
06.12.1850, Akten der Philosophischen Fakultät, PH 16, 41 ex 1850/51, Universitätsarchiv
Innsbruck.
140 Majestätsvortrag, abgedruckt in der Wiener Zeitung, 260 (1.11.1849), S. 3023–3025, hier S.
3024.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen