Seite - 163 - in Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
Bild der Seite - 163 -
Text der Seite - 163 -
4.2. DIE STUDENTEN AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK IN DER REFORMÄRA THUNS 163
tät – abgesehen von einem Einbruch in der Mitte der 1870er-Jahre – stets
mehr als 200 Studenten.48
Einen weiteren Unterschied zwischen der juridischen und der philosophi-
schen, später auch der theologischen Fakultät, bildete die soziale Herkunft
der Studenten. Während an der juridischen Fakultät meist Söhne sozial hö-
her gestellter Familien studierten, waren es umgekehrt an der philosophi-
schen und theologischen Fakultät überwiegend Handwerker- und Bauern-
kinder. Diese waren meist auch von den Studientaxen und Kollegiengeldern
befreit und mussten sich – etwa durch Nachhilfestunden – ein Zusatzein-
kommen verschaffen. Überdies gab es ein vielfältiges Stipendienwesen.49
Eine genaue Aufarbeitung des Stipendienwesens steht allerdings bisher
noch weitgehend aus.50
Die theologische Fakultät besaß schließlich eine Sonderrolle, was die Her-
kunft der Studenten betraf. Die Jesuiten, die diese Fakultät leiteten, rekru-
tierten ihre Studenten nämlich nicht nur aus dem Kronland Tirol und Vo-
rarlberg wie die zwei (ab 1869 drei) übrigen Fakultäten, sondern sie zogen
Studenten aus ganz Europa und ab den 1880er-Jahren zunehmend auch aus
Nordamerika an.51
4.2.2. Die Studenten und die Reform der Universität
Obschon die Studenten und deren Bildung in den Diskussionen im Rahmen
der Reformen der österreichischen Universitäten stets einen zentralen Stel-
lenwert einnehmen, so treten sie selbst insgesamt jedoch wenig in Erschei-
nung. Die Studenten erscheinen in den Quellen meist lediglich als Objekte
und treten selten als handelnde Subjekte auf. Der Eindruck der Revolution
von 1848, in der die Studenten ihr passives Dasein für einen historischen
Moment hinter sich gelassen hatten und aktiv den Lauf der Geschichte
48 Für die statistischen Daten siehe akademiscHer senat, Die Leopold-Franzens-Universität
zu Innsbruck in den Jahren 1848–1898, S. 168–171. Vgl. zur Studentenfrequenz und zu
Zyklen derselben bei oBerkofLer et al., Geschichte der Universität Innsbruck (1669–1945),
S. 168–172; sowie goLLer, Jeder Notariat-Akt (…) Anlaß zu neuer Mißstimmung.
49 Vgl. dazu einige Bemerkungen in akademiscHer senat, Die Leopold-Franzens-Universität
zu Innsbruck in den Jahren 1848–1898, S. 124–125.
50 Besonders in den Akten der Statthalterei, Abt. Studien des Tiroler Landesarchivs gäbe es
eine Reihe von Archivalien, die eine Untersuchung des Stipendienwesens – nicht nur in der
Ära Thun – ermöglichen würde.
51 Siehe dazu Peter goLLer, Katholisches Theologiestudium an der Universität Innsbruck
vor dem Ersten Weltkrieg (1857–1914) (= Forschungen zur Innsbrucker Universitätsge-
schichte 19), Innsbruck, Wien 1997, S. 10–12 und S. 41–44.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen