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4.2. DIE STUDENTEN AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK IN DER REFORMÄRA THUNS 165
In Innsbruck war die Revolution nur zaghaft ausgefallen und die Studen-
ten agierten im Vergleich zu Wien sehr gemäßigt. Allerdings verließen auch
sie für einige Monate im Frühjahr und Sommer 1848 ihre passive Rolle und
nahmen am Feldzug gegen italienische Freischärler an der Südgrenze Tirols
teil.54 Mit diesem Feldzug der akademischen Legion werden sie stärker als
Individuen greifbar und ihre politischen Ansichten zumindest in Ansätzen er-
kennbar. Auch wenn diese Phase kurz war, so erscheint es doch so, als hätten
die Studenten durch den Waffengang ein gesteigertes Selbstwertgefühl erhal-
ten. So traten sie im Zuge der Revolution und nach ihrer Rückkehr an ihren
Studienort im Herbst 1848 zunächst durchaus selbstbewusst gegenüber den
politischen und universitären Autoritäten auf. Dies verdeutlichen etwa einige
Episoden aus den Jahren 1848/49, als die Studenten gegen die aus ihrer Sicht
willkürliche Begrenzung bei Bücherentlehnungen durch den Bibliothekar
Scherer protestierten55 oder öffentlich ihre Freude über den Auftritt der Tiro-
ler Abgeordneten in der Frankfurter Paulskirche kundtaten. Während der
Revolution hatte sich auch ein Ausschuss der Studierendenschaft gebildet,
der mehrfach in den Quellen erwähnt wird, über den ansonsten aber nichts
bekannt ist.56 Auch beschwerten sich einige Professoren, dass es manchen
Studenten an der bisherigen „Bescheidenheit“57 fehle. Der Ausbruch aus dem
Studentenalltag, aus „Ordnung und Ruhe“ der Hörsäle wurde jedoch rasch
beendet. Die Reaktion – als sie wieder die Oberhand gewonnen hatte – ver-
bot die „mißliebigen Erscheinungen des Studentenlebens“58 sowie politische
Äußerungen der Studenten, was auch das Tragen von Abzeichen und Mützen
umfasste, und drängte die Studenten wieder in ihre vormalige passive Rolle
zurück.59 Dies änderte sich zum Teil erst mit der Gründung von Studenten-
54 Vgl. dazu Kapitel 3.1. Besonders auch egger, „Für Gott, Kaiser und Vaterland zu Stehen
und zu Fallen…“.
55 Ausschuss der Studierendenschaft an das MCU, Innsbruck 13.12.1848, Senatssitzungs-
protokolle 3, ad 97 ex 1848/49, Universitätsarchiv Innsbruck; Senatssitzungsprotokoll,
Innsbruck 17.12.1848, Senatssitzungsprotokolle 3, 97 ex 1848/49, Universitätsarchiv Inns-
bruck.
56 Genannt wird dieser Ausschuss etwa in: Senatssitzungsprotokoll, Innsbruck 13. und
17.12.1848, Senatssitzungsprotokolle 3, 97 ex 1848/49, Universitätsarchiv Innsbruck. Vgl.
auch egger, „Für Gott, Kaiser und Vaterland zu Stehen und zu Fallen…“, S. 47.
57 Bericht über das Studienjahr 1848/49 (Konzept), Innsbruck 11.11.1849, Akten der Philoso-
phischen Fakultät 16, 22/PH ex 1849/50, Universitätsarchiv Innsbruck.
58 Ebenda.
59 Vgl. dazu auch Senatssitzungsprotokoll, Innsbruck 24.07.1849, Senatssitzungsprotokolle 3,
323 ex 1848/49, Universitätsarchiv Innsbruck.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen