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5.3. DIE BERUFUNG VON KARL ERNST MOY DE SONS 191
Giovanelli lebten. Bereits kurz nach dem Aufenthalt von Moy in Bozen hielt
er in einem Brief um die Hand von Maria von Giovanelli an und drängte
auf eine schnelle Heirat. Joseph von Giovanelli stimmte zu und schon im
Juni 1845 fand die Hochzeit in Bozen statt.106 Die Familie Giovanelli schien
im Nachhinein von der Eile etwas überrumpelt gewesen zu sein und sogar
Joseph von Giovanelli gestand in einem Brief an Görres ein, nicht recht zu
wissen, wie Moy überhaupt in seine Familie geraten sei, so müsse es „wohl
durch handgreifliche Fügung Gottes“107 geschehen sein. Gottfried Giovanelli
führte dies später allerdings weniger auf den göttlichen Einfluss zurück, als
auf die Verehrung, die Giovanelli Joseph Görres entgegenbrachte.108 Diese
Begebenheit erscheint jedoch symptomatisch für Moys Leben. Erstens posi-
tioniert sie ihn klar im Umfeld der Ultramontanen um Joseph Görres, beson-
ders aber verdeutlicht sie das Bild von Moy als einen wenig verlegenen und
stets auf seinen Vorteil bedachten Mann.
Moy hatte durch die Heirat mit Maria von Giovanelli jedenfalls seine
privaten Verhältnisse wieder stabilisiert, allerdings kamen durch seine
Quieszierung in der Affäre um Lola Montez neue Schwierigkeiten auf ihn
zu. In Bozen reagierte man einigermaßen empört auf „das Verscherzen der
Münchner Professur“109, zumal man nun die ganze Moy’sche Familie erhal-
ten musste, die schon vorher durch die unregelmäßigen Einkünfte aus den
Kollegiengeldern von Moy umso regelmäßiger bezuschusst werden musste.
Daher entsetzte man sich in Bozen auch, als man erfahren musste, dass Moy
sich von der Stelle als Appellationsrat in Neuburg beurlauben ließ und statt-
dessen im Frühjahr 1848 nach Innsbruck übersiedelte, um dort eine neue
Zeitung zu gründen. Damit erschließt sich ein weiteres wichtiges Element
in der Biografie von Karl Ernst Moy, nämlich sein publizistisches Interesse.
Mit der Tiroler Zeitung wollte er sich und seinen konservativen Mitstrei-
tern ein Sprachrohr in Tirol zu schaffen. Die erste Nummer der Zeitung
erschien im April 1850.110 Zuvor schon hatte er gemeinsam mit Josef Pra-
della111 in Bozen das Tiroler Wochenblatt herausgebracht.112 Moy empfand
106 Siehe Giovanellische Familiengeschichte, Microfilm 1237, Tiroler Landesarchiv, S. 7678–
7681.
107 Giovanellische Familiengeschichte, Microfilm 1237, Tiroler Landesarchiv, S. 7681.
108 Giovanellische Familiengeschichte, Microfilm 1237, Tiroler Landesarchiv, S. 7678.
109 Giovanellische Familiengeschichte, Microfilm 1237, Tiroler Landesarchiv, S. 8326.
110 Vgl. HöBeLt, Die deutsche Presselandschaft, S. 1828.
111 Josef Pradella (Taufers 1781–1864 Bozen), Priester, Hofmeister bei Nepomuk und Alois
Giovanelli in Wien, Lehrer für Mathematik am akademischen Gymnasium in Innsbruck,
Katechet in Bozen.
112 Vgl. Giovanellische Familiengeschichte, Microfilm 1231, Tiroler Landesarchiv; scHoBer,
Von der Revolution zur Konstitution, S. 258.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen