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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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abschiedung eines neuen juridischen Studienplans – konnte er diesen Plan
weniger strukturell als über die Ernennung von Rechtshistorikern verfolgen,
weshalb deren Wirkung nicht durchschlagend war. Phillips hatte in Inns-
bruck anfangs eine große Zahl an Hörern, was sicherlich auch seiner Promi-
nenz geschuldet war. Sein kurzer Aufenthalt, zusätzlich unterbrochen durch
Freisemester, konnte aber keine nachhaltige Wirkung erzielen.139 Moy hin-
gegen hatte zunächst nur wenige Hörer.140 Viel nachhaltiger als der wissen-
schaftliche Einfluss der beiden in den ersten Jahren war somit das politische
Signal, das mit den beiden Berufungen verbunden war. In beiden Fällen wa-
ren die zwei Berufenen Exponenten eines streng katholischen Konservativis-
mus, was den liberalen Kreisen ein Dorn im Auge gewesen sein musste. Das
kennzeichnete den Übergang von der liberaleren Zeit nach der Revolution
zum Neoabsolutismus auch äußerlich. Die Ernennung des vergleichsweise
liberalen Schuler ging in der öffentlichen Wahrnehmung dabei fast unter.
Als Fanal des heraufziehenden neoabsolutistischen Systems kann auch das
Vorgehen Thuns bei der Besetzung der Stellen unter weitgehender Außer-
achtlassung möglicher Vorschläge der betroffenen Universität angesehen
werden.
In Innsbruck und Tirol waren die Reaktionen auf die Ernennung der bei-
den Professoren überwiegend positiv, da man darin eine Stärkung der Uni-
versität erblickte und andererseits glaubte, dass damit ein positiver Einfluss
auf die Studenten verbunden war und der liberale Geist in den Studenten
und die Gefahr vor einer neuerlichen Revolution gebannt werden könnte.
Der liberale Teil der Tiroler Bevölkerung, so lässt es zumindest ein Blick
in die Innsbrucker Zeitung vermuten, war über die Ernennung von Moy al-
lerdings weniger erfreut. Das Blatt berichtete nämlich am Beginn des Win-
tersemesters 1851 mit einiger Häme darüber, dass sich nur ein Student ge-
funden hatte, der Moys Kollegium besuchen wollte. Die Zeitung führte das
darauf zurück, dass Moy wegen seiner Parteilichkeit nicht allzu großes An-
sehen bei den Studenten genoss:
Man hat auch nicht alleweile Morgenröthe, wenn man unter die Ultramonta-
nen gegangen ist! Dieser offenbar herrschende Widerwille unter den hiesigen
Studierenden gegen Hrn. Prof. v. Moy ist eine zwar verdrießliche, aber kei-
139 Vgl. Majestätsvortrag, Wien 09.12.1852, MCU Präs. 702 ex 1852, Österreichisches Staats-
archiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
140 Vgl. dazu Innsbruck. Die Zustände der Universität, Gerücht über eine Universität in Salz-
burg, Chirurgische Akademie, v. Moy, Unbegründete Befürchtungen, Wohlthätigkeit, in:
Akademische Monatsschrift. Centralorgan für die Gesamtinteressen deutscher Universitä-
ten (März 1852), S. 127–128, hier S. 126.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen