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5.6. DIE SCHAFFUNG EINES LEHRSTUHLS FÜR CHEMIE 217
Diese dreifache Aufgabe betonte Thun auch in seinem Majestätsvortrag
im August 1851 und unterstrich dabei den Mangel an gut ausgebildeten
Chemikern, der einem großen Bedarf an solchen gegenüberstand. Der Mi-
nister glaubte sich daher auch glücklich schätzen zu dürfen, dennoch einen
tüchtigen Kandidaten für Innsbruck gefunden zu haben. Dieser Kandidat
war der bereits genannte Heinrich Hlasiwetz. Thun schrieb in seinem An-
trag, Hlasiwetz vereine in sich sowohl fundierte wissenschaftliche Kennt-
nisse als auch praktische Erfahrung, was beim Aufbau eines Lehrstuhls für
Chemie von Vorteil sei. Außerdem, so betonte Thun, hatte sich der junge
Gelehrte auch in Deutschland fortgebildet, wo die chemische Forschung be-
reits einen höheren Standard erreicht habe.234 Hlasiwetz sollte außerdem
den Aufbau eines chemischen Labors besorgen und damit den Grundstein
für chemische Forschung und Unterricht in Innsbruck legen.
Im Dezember 1851 bewilligte der Kaiser schließlich die Ernennung von
Hlasiwetz, allerdings wurde der junge Gelehrte nur zum außerordentlichen
Professor mit einem Gehalt von 900 fl. ernannt. Erst zwei Jahre später er-
folgte die Beförderung zum ordentlichen Professor mit dem regulären Jah-
resgehalt von 1000 fl., nachdem die Fakultät sich zu Beginn des Winterse-
mesters 1853 für eine solche ausgesprochen hatte.235 Argumentiert hatte sie
dabei mit den hervorragenden Leistungen des Professors und seinem En-
gagement beim Aufbau des chemischen Laboratoriums. Außerdem sollte mit
der Schaffung einer ordentlichen Lehrkanzel auch dem neu geschaffenen
pharmazeutischen Studium an der Innsbrucker Universität Rechnung ge-
tragen werden.236 Hlasiwetz wirkte bis 1867 an der Innsbrucker Universität.
In dieser Zeit veröffentlichte er mehr als 60 wissenschaftliche Beiträge.237
Die Einrichtung eines chemischen Lehrstuhls und die Berufung von Hla-
siwetz nach Innsbruck zeugen von einem gesteigerten Interesse an diesem
Fach. Auch an anderen Universitäten wurden in diesen Jahren eigenstän-
dige Lehrstühle geschaffen und das Fach aus seiner Abhängigkeit vom me-
dizinischen und pharmazeutischen Studium herausgelöst und als eigene
Disziplin etabliert. Neben der Ausbildung von Lehrern und Wissenschaft-
lern wurde dabei stets der hohe praktische und öffentliche Wert dieses Fachs
234 Majestätsvortrag, Wien 28.08.1851, MCU Präs. 12087 ex 1851, Österreichisches Staatsar-
chiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
235 Siehe dazu bei macHek, Die Lehrkanzeln und Institute für Chemie in Innsbruck, S. 175.
236 Vgl. hier macHek, Die Lehrkanzeln und Institute für Chemie in Innsbruck, S. 175; HuBer,
Geschichte der Medizinischen Fakultät Innsbruck und der medizinisch-chirurgischen Stu-
dienanstalt.
237 Siehe zum Wirken von Hlasiwetz vor allem rosner, Chemie in Österreich 1740–1914, S.
166–167.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen