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5.9. DER LEHRSTUHL FÜR ROMANISCHE PHILOLOGIE 241
Die Ernennung von Occioni ist damit vor allem in Hinblick auf zwei Dinge
interessant. Einerseits zeigt sie, wie sehr Thun darauf bedacht war, die Aus-
bildung an der neuen philosophischen Fakultät qualitativ zu heben. Dies
war vor allem notwendig, weil an dieser Fakultät die künftigen Gymnasi-
allehrer ausgebildet wurden, die durch eine wissenschaftliche Bildung für
diesen Beruf qualifiziert werden sollten. Gleichzeitig zeigt sich am Beispiel
dieser Ernennung und in dem Wirken von Occioni der Übergang von einem
italienischen Sprachunterricht zu einer italienischen/romanischen Philolo-
gie, wenngleich, wie Walter Mair meint, diese Neuorientierung erst in den
1880er-Jahren in Innsbruck zu einem wirklichen Abschluss gekommen ist
und man erst zu diesem Zeitpunkt von einer romanischen Philologie spre-
chen kann.
So erweist sich die Ernennung von Occioni aber zumindest als ein Ver-
such, einen wissenschaftlichen Unterricht in italienischer Sprache und Li-
teratur zu installieren und damit das reine Sprachstudium zu überwinden.
Dass dieser Versuch mit Occioni nur mittelmäßig gelungen ist, lag aber
nicht nur an der Person des Professors, sondern auch an der geringen Zahl
an Studierenden: Occioni hatte während seiner gesamten Lehrtätigkeit in
Innsbruck bis zu seinem Abgang 1863 oft gar keine Studenten, weshalb ihm
zuletzt regelmäßig Freisemester bewilligt wurden.362 Zahlreiche Initiativen
von Occioni verdeutlichen allerdings, dass er durchaus daran interessiert
war, einen wissenschaftlichen Aufschwung des Faches einzuleiten: Ein Bei-
spiel hierfür ist etwa der Versuch, gleich zu Beginn seines Amtsantrittes,
einige wissenschaftliche Zeitschriften für die Bibliothek anzuschaffen.363
Auch in der Wahrnehmung seiner Zeitgenossen, etwa des Studienre-
ferenten in der Statthalterei, Jakob Probst, wurde ein Unterschied in der
Behandlung des Faches von Occioni und Nowotny festgestellt. Allerdings
scheint Occioni auf Grund der spärlichen Besucherzahlen seiner Kollegien
recht schnell resigniert zu haben.364 Deshalb bat er bereits im Jahr 1859 um
eine Versetzung nach Padua.365 Ferner wird am Beispiel der Berufung von
(Das Ministerium Buol-Schauenstein), Bd. 3, Wien 1984, S. 219–220; auch Majestätsvor-
trag, 30.03.1854, MCU Zl 6126 ex 1854, Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Ver-
waltungsarchiv.
362 Vgl. Bericht der Statthalterei, Innsbruck 23.02.1860, Statthalterei, Präsidialakten, 1039 ad
495/1860, Tiroler Landesarchiv.
363 Vgl. Ficker an das MCU, Innsbruck 28.12.1854, Akten der Philosophischen Fakultät, PH
16, 47 ex 1854/55, Universitätsarchiv Innsbruck.
364 Vgl. dazu Jäger an Feil, Innsbruck 26.05.1854, 129.637, Wienbibliothek, Handschriftenab-
teilung.
365 Vgl. Bericht der Statthalterei, Innsbruck 23.02.1860, Statthalterei, Präsidialakten, 1039 ad
495/1860, Tiroler Landesarchiv.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen