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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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tes und des Staatswesens gesichert, und verführerischen idealen Richtun-
gen vorgebeugt werden.“400 Minister Thun strebte im Bereich der Rechtsge-
schichte und des Römischen Rechts eine möglichst umfangreiche Vertretung
an – ähnlich wie im Fall der klassischen Philologie – und versuchte an alle
Universitäten der Monarchie zwei Vertreter des Faches zu berufen.401
Im Jahr 1855 gab es in Innsbruck mit Ernest Theser allerdings nur einen
Professor für das Fach Römisches Recht, nachdem Zielonacki nur kurze Zeit
in Innsbruck gewirkt hatte und schon 1855 nach zwei Jahren in Tirol nach
Prag versetzt worden war. Im Herbst 1855 ernannte Thun daher Friedrich
Bernhard Maassen zum außerordentlichen Professor für Römisches Recht
an der Innsbrucker Universität zur ausdrücklichen Unterstützung von Er-
nest Theser.402 Denn schon anlässlich der 1853 erfolgten Berufung von Zie-
lonacki nach Innsbruck hatte sich Thun dem Kaiser gegenüber klar über
die beschränkten Fähigkeiten von Theser ausgesprochen, wenn er in seinem
Vortrag festgestellt hatte:
es läßt sich aber nicht behaupten, daß dieser schon seit einer Reihe von Jahren
in Innsbruck fungierende Lehrer [Theser, C.A.] seine Stellung in einer Weise
ausfüllte, welche für die nächste Zukunft, wo das römische Recht, wieder mehr
in den Vordergrund zu treten hat, keine anderweitige Ergänzung mehr wün-
schenswerth erscheinen ließe.403
Nachdem mit der gesetzlichen Änderung des Studienplans der Stellenwert
des Studiums des Römischen Rechts nun tatsächlich gehoben worden war,
galt diese Aussage nun umso mehr und machte ein Handeln erforderlich.
5.11.1. Die Berufung von Friedrich Maassen
Bevor Friedrich Maassen nach Innsbruck berufen wurde, hatte er zuvor ein
Semester an der Pester Universität gelehrt. Die Berufung nach Österreich
400 Thun in seinen Ausführungen gegenüber dem Kaiser im Vorfeld der Bewilligung. Majes-
tätsvortrag, 29.07.1855. Abgedruckt bei Lentze, Die Universitätsreform des Ministers Graf
Leo Thun-Hohenstein, S. 348–362, hier S. 350.
401 Vgl. dazu die Argumentation von Thun gegenüber dem Kaiser Majestätsvortrag (Konzept),
Wien 02.01.1855, MCU Präs. 1205/1854, Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Ver-
waltungsarchiv.
402 Majestätsvortrag, Wien 08.09.1855, MCU Allg., Sig. 5, Fasz. 995, Österreichisches Staats-
archiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
403 Vgl. Majestätsvortrag (Konzept), Wien 18.08.1853, MCU Präs., 566 ex 1853, Österreichi-
sches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen