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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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einen erfolgreichen Antrag gegeben schienen.427 Daraufhin kam das übli-
che Procedere im Ministerium in Wien in Bewegung: Das Gesuch und der
Kandidat wurden eingehend überprüft, das Ministerium holte zudem eine
Stellungnahme der Polizeibehörde ein. Diese erkundigte sich in Wismar, der
Heimatstadt Maassens, und in Wien über den jungen Mann und meldete im
Oktober an Thun die politische Unbedenklichkeit des Anwärters. Für Thun
stand damit einer Ernennung nichts mehr im Wege. Schon im November
1854 konnte Maassen daher freudig an Linde berichten,
daß er [Thun, C.A.] mir eine außerordentliche Professur des römischen Rechts
an der Universität Pest übertragen werde. Nicht minder aber betrachte ich es
als meine Schuldigkeit, Ihnen, hochverehrter Herr, meinen ebenso verbindli-
chen als gehorsamen Dank auszusprechen für die wirksame Empfehlung, wel-
che Sie zu meiner nicht geringen Beschämung so gütig gewesen sind, bei dem
Herrn Minister mir angedeihen zu lassen. Aus den Äußerungen desselben ge-
gen mich ist mir die Gewissheit geworden, daß Ihre Empfehlung wesentlich
dazu beigetragen hat, ihm eine gütige Meinung von mir zu geben.428
Der alleruntertänigste Vortrag an den Kaiser bezüglich der Ernennung von
Maassen folgte allerdings erst kurz nach Neujahr 1855. Im Vortrag berief
sich Thun vor allem auf die Notwendigkeit, die Zahl der Professoren für
Römisches Recht zu erhöhen, um die oben genannten angestrebten Ände-
rungen des Studienplans erfolgreich vollziehen zu können. Außerdem wollte
Thun dem bereits in Pest lehrenden Professor einen jungen Kollegen zur
Seite stellen.429
Bereits nach einem Semester beantragte Thun am 8. September 1855
beim Kaiser jedoch die Versetzung von Maassen nach Innsbruck. In seinem
Vortrag benutzte er im Übrigen fast dieselben Argumente, wie bei Maassens
Berufung nach Pest: Einerseits sollte mit der Versetzung die doppelte Be-
setzung des Fachs in Innsbruck gewährleistet werden, andererseits damit
der bereits in Innsbruck lehrende Professor, in diesem Fall Ernest Theser,
in dessen Fähigkeiten Thun nicht das vollste Vertrauen hatte, unterstützt
werden.430 Theser wirkte seit 1846 in Innsbruck. Er wurde 1828 graduiert
und war seit 1836 Supplent des Römischen Zivil- und des Kirchenrechts
427 Maassen an Thun, Wien 28.08.1854, MCU Präs. 21/1855, Österreichisches Staatsarchiv,
Allgemeines Verwaltungsarchiv.
428 Maassen an Linde, Wien 17.11.1854, N 1759, 33, Bundesarchiv Koblenz.
429 Majestätsvortrag (Konzept), Wien 02.01.1855, MCU Präs. 1205/1854, Österreichisches
Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
430 Majestätsvortrag, Wien 08.09.1855, MCU Allg., Sig. 5, Fasz. 995, Österreichisches Staats-
archiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen