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5.12. KARL LIBOR KOPETZKY UND KARL SCHENKL 259
melt.464 Seine Beratungstätigkeit für Thun bezeichnete er selbst als Dienst
an den Interessen des österreichischen Kaiserstaates. Er unterstützte Thun
außerdem, um in Österreich ein katholisches Gegengewicht zu den preußi-
schen Universitäten zu etablieren. Ein wissenschaftlicher Aufschwung in
Österreich bot aus der Sicht Lindes neue Chancen für katholische Gelehrte,
da vielen Katholiken bisher eine akademische Karriere an den protestan-
tischen Universitäten Preußens verwehrt blieb, oder „die wenigen paritä-
tischen [Universitäten, C.A.] die katholischen Docenten nur darin übten,
Zurücksetzung ertragen zu lernen“.465 Linde hatte sich nach seiner Habili-
tation (1821) an der Universität in Bonn als Katholik zurückgesetzt gefühlt
und auf Grund fehlender Aussichten auf eine Professur seine Heimat verlas-
sen.466 Diese Erfahrungen und das Gefühl der ungerechtfertigten Zurückset-
zung hatten eine lebenslange Antipathie gegenüber Preußen genährt, und
durch seine Empfehlungen an Thun und die Förderung von jungen Talen-
ten versuchte er offenbar nun diese Kränkung zu kompensieren.467 Die von
Thun forcierte Förderung der Rechtsgeschichte und des Römischen Rechts
erfreute Linde ebenfalls, weil
darin gewiß das sicherste Mittel, wissenschaftlich gebildete damit aber auch
berufstreue einsichtsvolle und conservativ gesinnte Männer und Staatsdiener
heranzubilden, denen der zutheil gewordene Beruf dann auch am Herzen liegt
und die darin vorzugsweise im Leben die höchste Befriedigung finden.468
5.12. Karl Libor Kopetzky und Karl Schenkl
5.12.1. Die klassische Philologie in Innsbruck
Karl Libor Kopetzky wurde 1852 nach Innsbruck versetzt, um dort den
Lehrstuhl für Philologie, klassische Literatur und Ästhetik zu vertreten.
Dies war die zweite Lehrkanzel für dieses Fach an der Universität, denn
bereits seit 1835 war der Priester Alois Flir Professor für lateinische und
griechische Philologie, klassische Literatur und Ästhetik. Der Lehrstuhl war
464 Vgl. dazu Eva-Marie feLscHow/Emil Heuser, Universität und Ministerium im Vormärz.
Justus Liebigs Briefwechsel mit Justin von Linde (= Studia Giessensia 3), Gießen 1992.
465 Linde an Thun (Konzept), Frankfurt a.M. 31.05.1854, N 1759, 51, Bundesarchiv Koblenz.
466 Vgl. dazu besonders bei feLscHow et al., Universität und Ministerium im Vormärz, S.
XVIII.
467 Vgl. dazu Johann Friedrich scHuLte, Linde, Justin Freiherr von, in: Allgemeine Deutsche
Biographie 1883, S. 665–672.
468 Linde an Thun (Konzept), Frankfurt a.M. 31.05.1854, N 1759, 51, Bundesarchiv Koblenz.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen