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5.12. KARL LIBOR KOPETZKY UND KARL SCHENKL 261
vorerst keine Studenten in die Universität eintreten, da die Gymnasien um
zwei Jahre verlängert worden waren. Daher war Flir in diesen Jahren als
Professor nur wenig gefordert und widmete sich im Unterricht mehr ästhe-
tischen und philosophischen Fragen als dem Unterricht in den klassischen
Sprachen.474 Im Studienjahr 1850/51 las er etwa über Goethes Faust. Seine
Veröffentlichungen dieser Jahre zeugen ebenfalls davon, dass sein Schwer-
punkt nicht in den klassischen Sprachen lag: 1850 und 1851 publizierte er
eine Serie von Beiträgen zu Shakespeares Hamlet475 und im folgenden Jahr
erschien eine Geschichte der Manharter476, einer religiös-politischen Sekte,
die während der Zeit der napoleonischen Kriege entstanden war. Flir war
somit mehr Generalist als ein Spezialist eines Faches.
5.12.2. Die Berufung von Karl Libor Kopetzky
Thun hatte seit seinem Amtsantritt versucht, die Zahl der Lehrkanzeln im
Bereich der klassischen Philologie an den österreichischen Universitäten
zu erhöhen, um den oben beschriebenen Tendenzen Rechnung zu tragen.
Gleichzeitig umfasste das gesamte Fach ein enorm breites Spektrum, das ne-
ben dem sprachlichen Unterricht in beiden Fächern auch den Unterricht in
den sogenannten Realien der griechischen und römischen Antike umfasste,
und somit, wie Thun mehrfach in seinen Majestätsvorträgen betonte, kaum
von einer Person abgedeckt werden konnte. Dem nicht genug, mussten die
Professoren der Fächer noch als Examinatoren bei den Lehramtsprüfungen
fungieren, was eine doppelte Besetzung einmal mehr gerechtfertigt erschei-
nen ließ.477 Unter anderem auch aus diesen Gründen hatte Thun 1852 in
Innsbruck eine zweite Kanzel eingerichtet, auf die er Karl Libor Kopetzky
474 Vgl. dazu Bericht über das Studienjahr 1848/49 (Konzept), Innsbruck 11.11.1849, Akten
der Philosophischen Fakultät 16, 22/PH ex 1849/50, Universitätsarchiv Innsbruck; Haupt-
bericht über den Zustand der phil. Fakultät (Konzept), Innsbruck 06.12.1850, Akten der
Philosophischen Fakultät, PH 16, 41 ex 1850/51, Universitätsarchiv Innsbruck; Hauptbe-
richt über den Zustand der philosophischen Fakultät im Studienjahr 1850/51, Innsbruck
23.12.1851, Akten der Philosophischen Fakultät 16, 72/PH ex 1851/52, Universitätsarchiv
Innsbruck.
475 Alois fLir, Briefe über Shakespeare’s Hamlet, Innsbruck 1865.
476 Alois fLir, Die Manharter. Ein Beitrag zur Geschichte Tirols im 19. Jahrhundert, Inns-
bruck 1852.
477 Vgl. Majestätsvortrag, 04.12.1857, MCU Allg., Sig. 5 Fasz. 900 (Karton 940a), Österreichi-
sches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv. Eine ähnliche Argumentation findet
sich bei der Ernennung von Karl Halm und Emanuel Hoffmann nach Wien, vgl. Majestäts-
vortrag (Konzept), Wien 17.07.1856, MCU Präs. 1151/1856, Österreichisches Staatsarchiv,
Allgemeines Verwaltungsarchiv.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen