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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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Der Unwille wirkte sich offenbar auch auf die Arbeitsmoral von Kopetzky
aus, wenn Albert Jäger etwa spöttisch an Ministerialrat Feil schrieb, dass
Kopetzky als Dekan die gesetzlichen Vorgaben sehr eigen interpretiere und
er lediglich zwei Konferenzen im ganzen Semester anberaumt habe.490 Eine
Übersicht über Kopetzkys Lehrtätigkeit findet sich bei Muth491, allerdings
war Kopetzky bei der geringen Zahl an Studenten bestimmt nicht übermä-
ßig ausgelastet, zumal es mit Anton Małecki nach dem Abgang von Flir wie-
der zwei Professoren für klassische Philologie gab. Małecki wurde allerdings
im Herbst 1856 nach Lemberg versetzt, seine Stelle besetzte Thun erst am
16. Dezember des folgenden Jahres mit dem vormaligen Gymnasiallehrer
Karl Schenkl neu.
5.12.3. Ernennung von Karl Schenkl
Die Ernennung von Karl Schenkl bietet nicht zuletzt interessante Einblicke
dahingehend, wie Kopetzky von seinen Kollegen an der Universität und im
Unterrichtsministerium wahrgenommen worden ist. In dem Vortrag Thuns
an den Kaiser betont der Minister nämlich ausdrücklich, dass Schenkl492 als
Unterstützung für Kopetzky ernannt werden soll, weil die Befähigung des
Letzteren „nicht über das Maß hinaus[gehe], welches leider in den frühen
Jahren, in welchem er zum Professor der Philologie in Olmütz ernannt wor-
den ist, für genügend gehalten wurde.“493 Außerdem, fuhr Thun fort, sei das
Lehrfach derart ausgedehnt, dass es für eine Person allein nicht überblick-
bar sei. Wie bereits dargestellt, hatte Thun das Gesuch von Kopetzky, nach
Wien versetzt zu werden, mit der Begründung abgelehnt, dass dieser nicht
ausreichend befähigt für den Unterricht an der ersten Hochschule der Mon-
archie sei.
In der Zwischenzeit hatte er jedoch für diese Annahme noch weitere Be-
stätigungen erhalten: Als im Jahr 1856 nämlich der Professor für Philoso-
phie Georg Schenach von Innsbruck nach Wien berufen wurde, schlug sich
Kopetzky selbst vor, Schenachs Kanzel bis zu einer definitiven Besetzung
zu vertreten. Das Professorenkollegium erklärte sich zwar in der Fakultäts-
490 Jäger an Feil, Innsbruck 12.06.1854, 129.636, Wienbibliothek, Handschriftenabteilung.
491 Siehe mutH, Karl Libor Kopetzky, S. 13–14.
492 Karl Schenkl (Brünn 1827–1900 Graz), 1851–1858 Lehrer am Gymnasium Prag-Kleinseite,
1858–1863 Prof. für klass. Philologie an der Universität Innsbruck, 1863–1875 Prof. an der
Universität Graz, ab 1868 Mitglied der Akademie der Wissenschaften, ab 1875 Prof. an der
Universität Wien.
493 Majestätsvortrag, 04.12.1857, MCU Allg., Sig. 5 Fasz. 900 (Karton 940a), Österreichisches
Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen