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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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Jahres ihre philologischen Studien aufgegeben und sich dem Rechtsstudium
zugewandt, welche es irgend möglich machen konnten, sind nach München
gegangen, um dort ihre Studien fortzusetzen.496
Diese offenen Worte von Ficker und die Eingabe Schenachs beim Statthalter
verfehlten bei Thun nicht ihre Wirkung. Schon am 12. März rügte der Mi-
nister nämlich die Fakultät für die Entscheidung, Kopetzky die Vertretung
von Schenach zu übertragen, und erteilte deren Vorschlag eine Abfuhr, in-
dem er mit Tobias Wildauer einen eigenen Supplenten für das Fach bestellte
und gleichzeitig Kopetzky – angesprochen war zwar die Fakultät, aber der
Professor durfte sich wahrscheinlich im Besonderen angesprochen fühlen
– darauf aufmerksam machte, dass „wenn dieser seiner unmittelbaren Be-
rufspflicht gewissenhaft und erfolgreich“497 entsprechen möchte, seine Leis-
tungsfähigkeit doch bestimmt mit der Erfüllung seiner eigentlichen Lehrtä-
tigkeit ausgefüllt sein sollte.498
Julius Ficker hatte Thun gegenüber aber noch zwei weitere Wünsche ge-
äußert: Er bat nämlich den Minister, einen zweiten Professor für klassische
Philologie zu ernennen, um die Situation in der Fakultät zu verbessern, und
außerdem wünschte sich Ficker, dass bei der Ernennung eines Professors be-
sondere Rücksicht darauf genommen werde, „dass die neu zu ernennenden
Lehrer Persönlichkeiten seien, von denen sich erwarten lässt, dass sie Inte-
resse am Gedeihen der hiesigen Hochschule haben und sich ihrem Berufe
nicht allein pflichtgetreu, sondern mit Lust und Liebe unterziehen.“499
Beide Wünsche erfüllte Thun mit der Ernennung von Karl Schenkl. Aller-
dings zog sich die Suche nach einem Kandidaten recht lange hin, und Thun
hatte bis zu dessen Ernennung mehrere andere Kandidaten geprüft. Schon
1855 hatte sich Thun bei Ficker und auch bei Johann Schulte in Prag nach
geeigneten Kandidaten für das Fach der klassischen Philologie für Univer-
sitäten und Gymnasien erkundigt.500 Im Jahr 1857, mit dem Abgang von
Małecki, wurde diese Bitte wieder aktuell und Ficker trat neuerlich mit einer
496 Ficker an Thun (Konzept), Innsbruck o.D., Nachlass Ficker, Institut für Österreichische
Geschichtsforschung.
497 Dekret 4185/282, Wien 12.03.1857, Akten der Philosophischen Fakultät, PH 16, 96 ex
1856/57, Universitätsarchiv Innsbruck.
498 Thun an die Statthalterei in Innsbruck (telegraphische Depesche), Wien 12.03.1857, Statt-
halterei Studien 4572 ad 2333/1857, Tiroler Landesarchiv.
499 Ficker an Thun (Konzept), Innsbruck o.D., Nachlass Ficker, Institut für Österreichische
Geschichtsforschung.
500 Siehe Goebel an Ficker, [Düren] o.D., Nachlass Ficker, Institut für Österreichische Ge-
schichtsforschung und Thun an Ficker, Wien 04.02.1855, Nachlass Ficker, Institut für Ös-
terreichische Geschichtsforschung.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen