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5.12. KARL LIBOR KOPETZKY UND KARL SCHENKL 267
Empfehlung an Thun heran: diesmal war es Anton Goebel501, damals Leh-
rer am Theresianum in Wien502, und gleichzeitig ein ehemaliger Kommilitone
von Ficker. Goebel hatte sich im Oktober 1855 an Ficker gewandt und den
Innsbrucker Professor gebeten, ihn und seinen Bruder Eduard503, ebenfalls
klassischer Philologe, an Minister Thun zu empfehlen, da er für sich und
seinen Bruder als Katholiken in Preußen keine Chance auf eine Stelle als
Lehrer oder Professor sah.504 In der Folge hatte Goebel dann mehrfach mit
stets unterschiedlichen Wünschen an Ficker geschrieben, gleichzeitig hatte
sich Goebel auch noch an seinen ehemaligen Studienfreund Johann Friedrich
Schulte in Prag gewandt, der ihn ebenfalls an Thun empfehlen sollte und dies
auch tat.505 Nach mehreren gescheiterten Versuchen konnte Anton Goebel
schließlich eine Stelle als Professor am Theresianum in Wien erlangen.
Ficker hatte sich am 1. März 1857 auf der Suche nach einem geeigne-
ten Nachfolger für Małecki dennoch an ihn gewandt.506 Goebel zeigte sich
sofort sehr interessiert, da er überwiegend für die unteren Klassen einge-
setzt worden war, was ihn wenig befriedigte, wie er schrieb, und sich vom
großstädtischen Leben mehr und mehr angewidert fühlte. Als Bedingungen
stellte Goebel, dass ihm keine finanziellen Einbußen drohten, er das Semi-
nar in Innsbruck leiten könne und dass die Bibliothek der Universität aus-
reichend mit philologischer Literatur versorgt sei.507 Auch ohne die Antwort
von Ficker zu kennen, musste ihn Ficker wohl in fast allen Belangen ent-
täuschen, denn in Innsbruck gab es zu dem Zeitpunkt weder ein philologi-
sches Seminar noch ausreichend wissenschaftliche Literatur für das Fach
der klassischen Philologie, wie die nachmaligen Klagen von Karl Schenkl
zeigen.508 Goebel hegte außerdem wenig Hoffnung, dass ihm die Stelle wirk-
501 Anton Goebel (1824–1898), 1857–1859 Lehrer am Theresianum in Wien, ab 1859 Direktor
des Gymnasiums in Konitz, später Provinzialschulrat in Königsberg und in Magdeburg.
502 Ficker an Thun (Konzept), Innsbruck o.D., Nachlass Ficker, Institut für Österreichische
Geschichtsforschung.
503 Eduard Goebel (Hillesheim 1831–1904 Fulda), ab 1855 Lehrer am Gymnasium in Aachen,
1856 Lehrer am Gymnasium in Bonn, 1857–1860 Lehrer am Gymnasium in Salzburg,
1860–1863 Oberlehrer am Apostelgymnasium in Köln, 1863–1897 Direktor des Gymnasi-
ums in Fulda.
504 Goebel an Ficker, Düren 13.10.1855, Nachlass Ficker, Institut für Österreichische Ge-
schichtsforschung.
505 Vgl. Goebel an Ficker, Wien 12.12.1855, Nachlass Ficker, Institut für Österreichische Ge-
schichtsforschung; Goebel an Ficker, Düren 13.04.1856, Nachlass Ficker, Institut für Ös-
terreichische Geschichtsforschung.
506 Goebel an Ficker, Wien 05.03.1857, Nachlass Ficker, Institut für Österreichische Ge-
schichtsforschung.
507 Goebel an Ficker, Wien 05.03.1857, Nachlass Ficker, Institut für Österreichische Ge-
schichtsforschung.
508 Vgl. dazu in Kapitel 8.2.1.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen