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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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Michael Gebhardt arbeitete für seinen Beitrag insbesondere mit dem
Briefwechsel zwischen Hyacinth Holland689 und Zingerle, darin tauschten
sich die beiden regelmäßig über Personalfragen aus. Zingerle wollte 1855/56
offenbar auch Holland eine Stelle in Österreich verschaffen und hatte hierzu
seinen Freund Vinzenz von Erhart, Ministerialrat im MCU, kontaktiert.690
Während Holland aber keine Stelle in Österreich erhielt691, durfte Zingerle
selbst sich jedoch schon bald über eine Beförderung freuen. Und es darf als
wahrscheinlich gelten, dass Erhart neben den ansonsten günstigen Zeug-
nissen für Zingerle empfehlend gewirkt hatte, wie auch Gebhardt glaubt.692
Wie erwähnt, hatte Zingerle schon im Sommer 1856 an Holland geschrie-
ben, dass die Universität Innsbruck Schritte unternehme, in Wien eine
Lehrkanzel für deutsche Sprache zu erwirken. Damals dachte Zingerle je-
doch in erste Linie an den Münchener Kollegen. Denn er selbst hatte gerade
erst den Doktorgrad erlangt: ein Ehrendoktorat der Universität Tübingen,
das ihm wie er selber bemerkte, Karl Simrock für sein Werk über die Os-
waldlegende693 verschafft hatte.694 Im Herbst des Jahres 1856 wollte Zin-
gerle den Titel in Innsbruck nostrifizieren lassen, allerdings glaubte sich
die Universität in dem Fall nicht zuständig, da niemand im Kollegium sich
als berechtigt und kompetent erachtete, darüber entscheiden zu können.695
Im Frühjahr des folgenden Jahres beschwerte sich Zingerle daher auch bei
seinem Freund Holland bitter über die Innsbrucker Professoren und unter-
stellte ihnen Neid auf seinen Ehrentitel. Gleichzeitig teilte er dem Freund
mit, dass er gedenke, sich in Innsbruck zu habilitieren und sich dort als Pri-
vatdozent zu versuchen.696
Zingerle, Adolf Pichler und der Germanistische Lehrstuhl an der Universität Innsbruck,
S. 34–35.
689 Hyacinth Holland (München 1826–1918 München), Literaturhistoriker und Publizist.
690 Vgl. geBHardt, Ignaz Vinzenz Zingerle, Adolf Pichler und der Germanistische Lehrstuhl an
der Universität Innsbruck, S. 36. Dort einige Zitate aus den Briefen zwischen Holland und
Zingerle.
691 Holland hatte sich im Juni 1856 mit der Bitte um eine Anstellung an Thun gewandt. Dieser
hatte ihm im November desselben Jahres allerdings beschieden, ihm keine Stelle anbieten
zu können. Vgl. Thun an Holland, Wien 29.11.1856, Hollandiana 1A, Bayerische Staatsbi-
bliothek.
692 geBHardt, Ignaz Vinzenz Zingerle, Adolf Pichler und der Germanistische Lehrstuhl an der
Universität Innsbruck, S. 36–38.
693 Ignaz Vinzenz zingerLe, Die Oswaldlegende und ihre Beziehung zur deutschen Mythologie,
München 1856.
694 Siehe bei geBHardt, Ignaz Vinzenz Zingerle, Adolf Pichler und der Germanistische Lehr-
stuhl an der Universität Innsbruck, S. 35.
695 Senat an Statthalterei, Innsbruck o.D., Akten des Rektorats 20, 480/R ex 1855/56, Univer-
sitätsarchiv Innsbruck.
696 Vgl. bei geBHardt, Ignaz Vinzenz Zingerle, Adolf Pichler und der Germanistische Lehrstuhl
an der Universität Innsbruck, S. 35.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen