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5.17. THUNS PERSONALPOLITIK. RESÜMEE 331
lassen sich auch abgesehen von der Zahl der Professoren zusätzlich einige
Veränderungen feststellen. Betrachtet man die Herkunft der Professoren,
so zeigt sich, dass es zu einer räumlichen Erweiterung bei der Rekrutierung
der Professoren kam, damit sank die Zahl der Tiroler im Kollegium auf fünf.
Waren 1848 noch die Hälfte der Professoren Tiroler gewesen, so hatte sich
das Verhältnis nun deutlich zugunsten der Nicht-Tiroler verschoben. Zudem
gab es 1860 – anders als 1848 – wieder Professoren, die nicht aus den öster-
reichischen Kronländern stammten: zwei aus dem Königreich Bayern und
zwei aus Preußen. Im Vergleich zu anderen Universitäten der Monarchie
blieb die Universität dennoch stark von lokalen Professoren geprägt.802 Für
die philosophische Fakultät lässt sich zudem ein klarer Generationenwech-
sel feststellen: Drei Professoren (Jäger, Schenach, Böhm) erhielten einen
Ruf an eine andere Universität, Flir und Haidegger wurden andere Betä-
tigungsfelder zugewiesen. Baumgarten, der jüngste im Kollegium im Jahr
1848, war der einzige Professor, der auch 1860 noch an der Fakultät lehrte.
Der überwiegende Teil der Professoren (sieben von zehn), die Thun in den
1850er-Jahren an die philosophische Fakultät berufen hatte, war zwischen
1825 und 1830 geboren worden. Die beiden Professoren Glax und Kopetzky
waren jeweils 15 bis 20 Jahre älter als ihre Kollegen. Gleichzeitig war ihre
Versetzung eher eine Notlösung gewesen – für Kopetzky brauchte Thun
nach der Auflösung der Olmützer Universität einen neuen Betätigungsort
und er wurde daher (widerwillig) nach Innsbruck versetzt; Glax war eher
aus der Not an geeigneten österreichischen Historikern berufen worden.
Hinzufügen könnte man noch Anton Kerner, dessen Berufung noch unter
Thun vorbereitet wurde, der aber erst 1861 seine Stelle antrat. Er wurde
1831 geboren und war damit der jüngste Professor im Kollegium, zugleich
löste er Joseph Köhler (geb. 1792), den ältesten Professor im Kollegium ab.
An der juridischen Fakultät lässt sich ein solcher Generationenwechsel
nur in Ansätzen feststellen. Hier hatte Thun durchaus auch ältere Profes-
soren berufen, so z.B. Phillips, Moy, Schuler und Pfaundler, die alle um das
Jahr 1800 geboren worden waren. Daneben gab es mit Maassen, Oberweis,
Kleinschrod und Geyer jedoch auch Professoren, die im Durchschnitt unge-
fähr eine Generation jünger waren.
Auch wenn es unter der bisherigen Professoren Anhänger der Reform gab,
kann man grundsätzlich feststellen, dass die neuberufenen – wie gesehen
– oft jüngeren Professoren, letztlich auch als Träger der Reform betrachtet
werden können und als ein Grund für den Erfolg der Reformen. Die neuen
Professoren kannten oftmals entweder nur das reformierte österreichische
Unterrichtssystem oder waren bereits in Deutschland in einem ähnlichen
802 Vgl. surman, Habsburg Universities 1848–1918, S. 213.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen