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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
Seite - 340 -
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6 DIE EINRICHTUNG DER THEOLOGISCHEN FAKULTÄT IM JAHR 1857340 bracht hatte.19 Buß war gemeinsam mit George Phillips und Moritz Lieber20 einer von drei Laienvertretern auf dieser Versammlung. Der Plan wurde von den Bischöfen allerdings nur am Rande diskutiert und auch in der Folge ver- folgte der Episkopat die Frage der Gründung einer katholischen Universität nur zögerlich bzw. gar nicht. Daher waren es erneut Laien, die sich im fol- genden Jahrzehnt maßgeblich in dieser Sache engagierten. Indes kam ohne die bischöfliche Unterstützung nur wenig Schwung in die Angelegenheit und auf den seit 1848 jährlich stattfindenden Katholikentagen21 (General- versammlung des katholischen Vereins Deutschlands) beschränkte sich die Debatte meist darauf, die Forderung nach der Gründung einer katholischen Universität zu wiederholen.22 Gleichzeitig war sich selbst die Gruppe der en- gagierten katholischen Gelehrten nicht einig und regelmäßig kam es zu Dif- ferenzen über die Frage nach dem Sinn eines solchen Projekts: Prominente katholische Gelehrte wie Ignaz Döllinger befürchteten etwa, dass die Schaf- fung einer katholischen Universität zur vollständigen Säkularisierung aller übrigen Universitäten führen werde. Außerdem gab es bei einigen katholi- schen Gelehrten Bedenken, ob in einer katholischen Universität die Freiheit der Wissenschaft nicht allzu sehr beschnitten werden würde, da sich im Plan von Buß „unter dem Schutz der Kirche eine sog. kirchlich-positive Wissen- schaft“23 entwickeln sollte.24 Buß’ Ansinnen, eine deutsche katholische Universität zu gründen, beson- ders aber seine Forderungen, den katholischen Charakter der Universitäten wiederherzustellen, wurden in den 1850er-Jahren, wie Lentze gezeigt hat, auch in Österreich rezipiert, allerdings deutlich stärker von den Gegnern der Thun’schen Reformen.25 Diese von Lentze als Anhänger des Josephi- nismus identifizierte Gruppe erblickte in den Reformen nach 1848 nämlich eine unreflektierte Übernahme des preußisch-protestantischen Universi- tätsmodells und damit eine Abkehr von einer katholisch und österreichisch geprägten Idee der Universität, wie sie bis 1848 vorgeherrscht hatte. Bei 19 Siehe bei Brandt, Eine katholische Universität in Deutschland?, S. 144–150. 20 Moritz Joseph Lieber (Burg Blankenheim 1790–1860 in Camberg), Jurist und Politiker, Mitbegründer des Bonifatiusvereins, Präsident des zweiten Deutschen Katholikentags. 21 Vgl. zur Politisierung der katholischen Laien bzw. die verstärkte Partizipation von Laien in der Kirche und deren Rolle im Prozess einer „zweiten Konfessionalisierung“ (Olaf BLascHke, Konfessionen im Konflikt. Deutschland zwischen 1800 und 1970: ein zweites konfessionelles Zeitalter, Göttingen 2002) Klaus scHatz, Der päpstliche Primat. Seine Ge- schichte von den Ursprüngen bis zur Gegenwart, Würzburg 1990, S. 183. 22 Siehe Brandt, Eine katholische Universität in Deutschland?, S. 155–159. 23 Brandt, Eine katholische Universität in Deutschland?, S. 133. 24 Vgl. Brandt, Eine katholische Universität in Deutschland?, S. 349. 25 Hans Lentze, Leo Graf Thun-Hohenstein, in: Neue Österreichische Biographie ab 1815, Wien, München, Zürich 1963, S. 74–81, S. 156–164.
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 Aufbruch in eine neue Zeit
Titel
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Untertitel
Aufbruch in eine neue Zeit
Autor
Christof Aichner
Verlag
Böhlau Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20847-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
512
Schlagwörter
University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860