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6 DIE EINRICHTUNG DER THEOLOGISCHEN FAKULTÄT IM JAHR
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denen kirchlichen und politischen Vorstellungen zwischen deutschen und
österreichischen Katholiken einzugehen, zeigt diese Einbindung Österreichs
doch zumindest den Versuch, auf kirchlicher Ebene eine gewisse Einigkeit
zu zeigen, wenn auch nur um einen gemeinsamen Block gegen den Protes-
tantismus zu bilden.32 Die Frage der Wissenschaft spielte dabei eine wenn-
gleich nicht wesentliche so doch eine wichtige Rolle, da gerade in diesem Be-
reich die Übermacht der Protestanten als besonders groß und beschränkend
empfunden worden war.33
Auf den Katholikentagen 1850 in Linz und 1853 in Wien wurde das Thema
der Gründung einer katholischen Universität nur am Rande behandelt. Bei
der 1856 erneut in Linz stattfindenden Generalversammlung hatte sich die
Situation durch das Konkordat zwischen Österreich und dem Vatikan vom
August 1855 dann allerdings deutlich verändert. Mit dem Konkordat ge-
währte der österreichische Staat der Kirche nämlich nicht nur große Frei-
heiten und Rechte, der Abschluss des Konkordats befeuerte in katholischen
Kreisen insbesondere die Hoffnung auf einen neuen Glanz sowohl der Kirche
als auch des Kaiserreichs.34 Von dieser Hoffnung waren auch die Verhand-
lungen des Katholikentages 1856 beflügelt35. Ein Tagesordnungspunkt der
Versammlung war die Frage der Gründung einer katholischen Universität.
Ausgangspunkt dazu war der Antrag des Katholischen Centralvereins Linz:
„Die Metropole Salzburg wird von dem katholischen Vereine Deutschlands
zum Sitze einer rein katholischen Universität für Oesterreich und Deutsch-
land dem hochwürdigen Episkopate vorgeschlagen.“36 In der anschließenden
Debatte unter der Leitung des Kölner Pfarrers Eugen Theodor Thissen37 gab
32 Vgl. Johann Joseph döLLinger, Rede, gehalten auf der Generalversammlung des katholi-
schen Vereins Deutschlands zu Linz am 26. September 1850, in: Johann Joseph Döllinger
(Hg.), Kleinere Schriften. Gedruckte und ungedruckte, Stuttgart 1890, S. 105–116.
33 Vgl. dazu Michael kLöcker, Katholizismus und Bildungsbürgertum. Hinweise zur Erfor-
schung vernachlässigter Bereiche der deutschen Bildungsgeschichte im 19. Jahrhundert,
in: Reinhart Koselleck (Hg.), Bildungsbürgertum im 19. Jahrhundert. Teil II. Bildungsgü-
ter und Bildungswesen, Stuttgart 1990, S. 117–138; Heribert raaB, „Katholische Wissen-
schaft“ – Ein Postulat und seine Variationen in der Wissenschafts- und Bildungspolitik
Deutscher Katholiken während des 19. Jahrhunderts, in: Anton Rauscher (Hg.), Katho-
lizismus, Bildung und Wissenschaft im 19. und 20. Jahrhundert, Paderborn, München,
Wien, Zürich 1987, S. 59–91.
34 Vgl. dazu auch mayer, Österreich als „katholische Großmacht“.
35 Besonders eindrucksvoll sind die verschiedenen Grußworte an die Versammlung; beson-
ders Verhandlungen der achten Generalversammlung des katholischen Vereines Deutsch-
lands am 23., 24. und 25. September 1856 zu Linz, Linz 1857, S. 19–21 und S. 24–28.
36 Verhandlungen der achten Generalversammlung des katholischen Vereines Deutschlands
am 23., 24. und 25. September 1856 zu Linz, S. 116.
37 Eugen Theodor Thissen (Aachen 1813–1877 Limburg), Priester, 1847 bis 1858 Pfarrer so-
wie Sekretär des Dombau-Vereins in Köln, dann Domkapitular, Stadtpfarrer und geistli-
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen