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6 DIE EINRICHTUNG DER THEOLOGISCHEN FAKULTÄT IM JAHR
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zu beanstanden: Er kritisiert dabei besonders die Berufung von einigen Pro-
fessoren aus Deutschland („alcuni de’ quali eran’ protestanti, altri che seb-
bene cattolici non eran’ migliori dei primi“121). Im zweiten Teil des Berichts
betonte er jedoch, dass sich nunmehr eine Kehrtwende in Thuns Politik
abzeichne. Diese neue Richtung machte er besonders an der Berufung von
George Phillips nach Wien (zunächst Innsbruck) und jener Karl Ernst Moy
de Sons’ nach Innsbruck fest. In der Folge kam Viale-Prelà eben auf diese
Universität zu sprechen und berichtete, dass schon vor einiger Zeit dem
Minister der Vorschlag unterbreitet worden war, dieser Universität einen
vollends katholischen Charakter zu verleihen („di dare all’Università d’Inn-
sbruck un carattere del tutto cattolico“122), und zwar durch Berufung von
ausgezeichneten katholischen Professoren. Er selbst, so Viale-Prelà weiter,
habe Thun in dieser Idee bestärkt und werde sie auch weiterhin dem Minis-
ter näherbringen.123 Jedoch hören wir in den folgenden Jahren nichts mehr
von Seiten des Nuntius zu diesem Projekt. Dies kann man aber auch darauf
zurückführen, dass bereits im folgenden Jahr die ersten Sondierungsgesprä-
che für den Abschluss eines Konkordats begannen, in denen sich der Vatikan
mit solchen minimalen Erfolgen nicht zufriedengegeben hatte und zunächst
die Re-Katholisierung aller Universitäten verlangte.
Ein anderes Indiz dafür, dass das Projekt oder die „Idee“ wie es Via-
le-Prelà nennt, in ultramontanen Kreisen einige Bekanntheit besaß, ist auch
ein Brief von Karl Ernst Moy an Leo Thun vom Herbst 1851, in dem er zwar
nicht explizit den Plan anspricht, aber doch die besondere Eignung Tirols
(„die Tirolische Atmosphäre ist eine mächtig conservirende“124) für eine Uni-
versität hervorkehrt und die Dominanz der christlichen Philosophie ebend-
ort betont.
Deutlicher wird Moy wenige Jahre später. Im Jahr 1855 begrüßte er in
seiner Funktion als Rektor und in der Euphorie des kurz zuvor abgeschlos-
senen Konkordats den neuen Statthalter in Innsbruck, den Bruder des Kai-
sers, Karl Ludwig, und betonte in seiner Rede den katholischen Charakter
der Innsbrucker Universität. In seiner Begrüßungsansprache blickte Moy
mehrfach zurück auf die Gründungsphase der Universität. Aus seiner Sicht
erfolgte die Gründung der Universität nämlich an der Schwelle zu einer be-
schwerlichen Zeit und aus dem Grund, „um Tirol auch durch die Waffen der
121 Ebenda. „Manche von diesen war Protestanten, andere, wenngleich Katholiken, waren
nicht bessere als jene.“ [Übersetzung C.A].
122 Ebenda.
123 Ebenda.
124 Moy an Thun, Innsbruck 09.11.1851, Nachlass Leo Thun-Hohenstein, A3 XXI D128, Staat-
liches Gebietsarchiv Leitmeritz, Zweigstelle Tetschen-Bodenbach.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen