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6 DIE EINRICHTUNG DER THEOLOGISCHEN FAKULTÄT IM JAHR
1857366
Freund Josef Fessler in Wien. Gasser unterstrich darin zwar, dass er nach
der Bischofskonferenz in Wien den Plan eigentlich „für ein bloßes Projekt,
dessen Verwirklichung nie zu erwarten“143 war, gehalten hatte. Durch die
zahlreichen Meldungen, insbesondere durch die „Zeitungsnachricht, Card.
Rauscher sey dem Projekte, der Errichtung der kath. Universität in Salz-
burg sehr gewogen und habe diesfalls Conferenzen mit dem Grafen Thun
gehabt?“144 wollte Gasser aber nun doch sichergehen, wie es um das Projekt
tatsächlich bestellt sei, um nötigenfalls Schritte zu dessen Verhinderung in
die Wege leiten zu können. Aber nicht nur der Bischof, sondern auch der
Statthalter schien durch das Gerücht verunsichert gewesen zu sein, zumin-
dest leitete der Erzherzog die Petitionen aus Tirol umgehend an das Unter-
richtsministerium weiter und bat den Minister um Aufklärung in der Sache,
um gegebenenfalls seine „Ansichten und Wünsche hierüber sowohl im Inte-
resse des Landes als auch einer solchen Unterrichts-Anstalt selbst geltend“
machen zu können.145
Am 11. Juni 1857 beruhigte Thun jedoch den Statthalter und erteilte ihm
gleichzeitig die Vollmacht, für eine geplante Eröffnung einer theologischen
Fakultät an der Universität Innsbruck bzw. die Übergabe derselben an die
Gesellschaft Jesu die nötigen Verhandlungen mit dem Provinzial der Jesu-
iten und den Diözesanbischöfen in die Wege zu leiten.146 Thun selbst hatte
mit dem General der Jesuiten Petrus Beckx147 in Vorverhandlungen eine
grundlegende Vereinbarung für eine solche Gründung getroffen und auch
die grundsätzliche Bewilligung des Kaisers eingeholt.148
Dem Ministerrat hatte Thun das Projekt in der Sitzung vom 24. März
1857 zum ersten Mal präsentiert und die grundsätzliche Zustimmung er-
halten, einzig Justizminister Karl Krauß stimmte gegen den Vorschlag
mit dem Hinweis, dass er zwar die Eröffnung der Fakultät, aber nicht die
Übergabe an die Jesuiten befürworte. In der folgenden Sitzung, in der das
Thema neuerlich verhandelt wurde, verlangte schließlich Ministerpräsident
143 Gasser an Fessler, Brixen 07.04.1857, Nachlass Fessler 3, Diözesanarchiv St. Pölten.
144 Ebenda.
145 886/Pr. Karl Ludwig an Thun (Konzept), Innsbruck 05.04.1857, Statthalterei, Präsidialak-
ten, 886/1857, Tiroler Landesarchiv.
146 Vgl. zu den Verhandlungen auch Peter LeiscHing, Zur Rechtsgeschichte der Innsbrucker
Jesuitenfakultät, in: Tiroler Heimat 39 (1976), S. 101–124, hier S. 106–109.
147 Pierre Jean Beckx SJ (Zichern bei Löwen 1795–1887 Rom), ab 1851 Rektor des Priesterkol-
legs in Löwen, 1852 Superior von Ungarn, Provinzial der Provinz Österreich, ab 1853 22.
General der SJ.
148 699/CUM. Thun an Karl Ludwig, Wien 11.06.1857, Statthalterei, Präsidialakten, 1655 ad
886/1857, Tiroler Landesarchiv.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen