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6 DIE EINRICHTUNG DER THEOLOGISCHEN FAKULTÄT IM JAHR
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ständigen Bischof, kam man mit der Änderung des Studienplans entgegen,
sodass dieser auch der Ausbildung von Theologen für die Bedürfnisse der
Brixner Diözese genügte.155 Außerdem benötigte der Orden Räumlichkeiten
von der Universität, da das bestehende Kollegiengebäude und die Räume,
in denen der Orden sein Hausstudium untergebracht hatte, nicht für den
Betrieb einer Fakultät geeignet waren. Der Provinzial versicherte aber, soll-
ten die Bedingungen erfüllt werden, noch im Herbst mit den Vorlesungen
beginnen zu wollen.156
Der Erzherzog wollte all diesen Forderungen entsprechen und versicherte
dem Minister zudem, die nötigen Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen.
Außerdem unterstrich er nochmals die Wichtigkeit der Gründung, insbeson-
dere für die „Erhaltung der Landesuniversität in Innsbruck“157, wohl eine
Anspielung auf die befürchtete Konkurrenz in Salzburg.
In der Folge ging es in der Angelegenheit zügig voran. Am 31. Juli unter-
richtete Thun den Ministerrat und bekräftigte, dass der Ordensprovinzial
die vollkommene Einfügung der Fakultät in die Universität, den Lehrplan
und sonstige Einrichtungen, allen bestehenden und künftigen Anordnungen
und Vorschriften gegen dem zu unterwerfen, daß dem Orden das erbetene
Pauschale von jährlich 8.000 f. und das Recht, die Professoren und Dekane der
Fakultät zu ernennen, gewährt werde158
zugesichert hatte. Thun hatte dies geschickt formuliert, zumal die „vollkom-
mene Einfügung“ der Fakultät bei den gleichzeitig gewährten Ausnahme-
regelungen freilich mehr als dürftig war. Der Ministerpräsident war damit
einverstanden und schon zwei Wochen später legte Thun dem Kaiser den
entsprechenden Antrag vor. Dort wurden alle Punkte genau geschildert
und außerdem die finanziellen Bedürfnisse des Projekts neuerlich erläu-
tert, zumal das Finanzministerium mit Verweis auf den geringeren Finanz-
bedarf der theologischen Fakultäten in Olmütz und Graz nur widerwillig
seine Zustimmung gegeben hatte.159 Am 4. November gab der Kaiser seine
155 Vgl. zur Rolle von Vinzenz Gasser auch bei raHner, Die Geschichte eines Jahrhunderts, S.
6–7.
156 Schwitzer an Karl Ludwig (Abschrift), Wien 28.06.1857, Statthalterei, Präsidialakten ad
1908 ad 886/1857, Tiroler Landesarchiv. Die Forderungen sind auch abgedruckt in: Hun-
dert Jahre Theologische Fakultät Innsbruck 1857–1957, S. 8–10.
157 1908/Pr. Karl Ludwig an Thun (Konzept), Innsbruck 13.07.1857, Statthalterei, Präsidial-
akten, 1908 ad 886/1857, Tiroler Landesarchiv.
158 Die Protokolle des österreichischen Ministerrates (1848–1867). IV. Abteilung (Das Ministe-
rium Rechberg) Bd. 6, Wien 2014, S. 184.
159 Majestätsvortrag (Konzept), Wien 12.08.1857, MCU Präs. 1096/1857, Österreichisches
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen