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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
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7 DIE UNIVERSITÄT UND DIE NATIONALEN AUSEINANDERSETZUNGEN 380 gangenheit Vieles geschrieben worden.22 Thun wurde dabei von Zeitgenossen und Historikern eine Politik der Germanisierung vorgeworfen.23 In neuerer Zeit wurde die Sprachenpolitik Thuns besonders als Teilaspekt der neoab- solutistischen Politik gesehen, mit Hilfe derer die Zentralisierung und Ver- einheitlichung des Staates vorangetrieben werden sollte.24 Zuletzt wurden außerdem Ansätze der postcolonial-studies zur Untersuchung der habsbur- gischen Sprachenpolitik nach 1848 diskutiert.25 Thuns viel erörterte Absicht, durch die Festschreibung des Deutschen als Unterrichtssprache ein verbin- dendes und gemeinsames Element im Unterricht zu etablieren, passt in die- ses Bild.26 Neben diesen politischen Aspekten gab es für Thun pragmatische Gründe für die Förderung des Deutschen: Viele der landesüblichen Spra- chen, etwa das Kroatische, das Ruthenische und das Slowenische wurden hauptsächlich von der Landbevölkerung gesprochen, und es mangelte daher an einer Terminologie, die einen wissenschaftlichen Diskurs erlaubt hätte. Für Sprachen wie das Tschechische galt dies nur eingeschränkt, gleichwohl gab es hier Probleme, weil es an Lehrbüchern für die Schulen und Gymna- sien fehlte, die erst im Laufe der Ministerschaft Thuns geschaffen wurden.27 Mit der Revolution von 1848 war die Forderung nach sprachlicher Gleich- berechtigung erhoben worden. Das Prinzip sprachlicher Gleichberechtigung wurde sogar in der oktroyierten Verfassung vom März 1849 aufgenommen (§ 5) und jedem Volksstamm das „Recht auf Wahrung und Pflege seiner Na- 22 Grundsätzlich und zusammenfassend Gerald stourzH, The Ethnicizing of Politics and „Na- tional Indifference“ in Late Empirial Austria, in: Gerald Stourzh (Hg.), Der Umfang der ös- terreichischen Geschichte. Ausgewählte Studien 1990–2010, Wien, Graz 2011, S. 283–323; Hannelore Burger, Sprachenstreit und Sprachengerechtigkeit im österreichischen Unter- richtswesen 1867–1918 (= Studien zur Geschichte der österreichisch-ungarischen Monar- chie 26), Wien 1995. 23 Die Anschuldigungen finden sich bereits in der Korrespondenz Thuns wieder, vgl. Thun an Jelacic (Abschrift), o.O. 30.03.1850, Nachlass Leo Thun-Hohenstein, A3 XXI D164, Staat- liches Gebietsarchiv Leitmeritz, Zweigstelle Tetschen-Bodenbach; Goluchowski an Thun, Lemberg 20.09.1851, Nachlass Leo Thun-Hohenstein, A3 XXI D122, Staatliches Gebiets- archiv Leitmeritz, Zweigstelle Tetschen-Bodenbach. Bekannt ist besonders die Anschuldi- gung von Eduard Herbst, siehe Kapitel 1.3.2.1. 24 Vgl. zum politischen Programm des Neoabsolutismus Berger waLdenegg, Vaterländisches Gemeingefühl und nationale Charaktere, und zuletzt besonders Brandt, Der österreichi- sche Neoabsolutismus als Verfassungs- und Verwaltungsproblem. 25 Vgl. dazu etwa woLf, Die vielsprachige Seele Kakaniens, S. 25–35; Jan surman, Imperial Knowledge? Die Wissenschaften in der späten Habsburger-Monarchie zwischen Kolonialis- mus, Nationalismus und Imperialismus, in: Wiener Zeitschrift für Geschichte der Neuzeit 2 (2009), S. 119–133. 26 Vgl. dazu etwa Thuns Rede beim Philologentag 1858 in Wien tHun-HoHenstein, Rede bei der Philologenversammlung. 27 Zu dieser Thematik gibt es zahlreiche Briefe im Nachlass von Thun.
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 Aufbruch in eine neue Zeit
Titel
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Untertitel
Aufbruch in eine neue Zeit
Autor
Christof Aichner
Verlag
Böhlau Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20847-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
512
Schlagwörter
University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
Kategorien
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860