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Unser Vaterland - Steiermark und Kärnten
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2 Iteiermark. Die Rcichsstraßc über den Semmcring von Gloggnitz bis Mürzzuschlag kann zu Fuß leicht in fünf Stunden zurückgelegt werden- die Eisenbahn von Gloggnitz bis Mürzzuschlag aber ist 5^ Meilen lang; das läßt denken, in welchem Zickzack dieselbe hin und her muß, bis sie alle Tiefen und Klippen überwunden hat. Die Steigung ist stellenweise so schnrf, daß man an eine Zahnradbahn denkt und nur staunen muß über den damaligen Unternehmungsmuth der Erbauer. Von Gloggnitz über Schlöglmühl (wo das österreichische Vanknotenpapier gemacht wird) nach Payerbach gelangt, stehen wir vor dem ersten Riesenbau. Es ist die auf dreizehn Pfeilern ruhende neunhundert Fuß lange Brücke über das Thal der Schwärzn gespannt in einer Höhe von hundertzwanzig Fuß. Von hier beginnt die Steigung und bald kommen zwei Tunnels von drcihundertscchzig und vierhundertachtzig Fuß Länge. Nun öffnet sich links die Gegend, tief unten liegt der Markt Gloggnitz, über dasselbe hinans schweift zum letztenmal der Blick in die Ebenen Oesterreichs, Mährens und Ungarns, die wie ein blaues Meer allmälig mit dem Firinamcnte verschwimmen. Und die Bahn wendet sich gegen das Innere der Alpen. Bald halten wir an der Station Klamm. Hier finden wir nichts als den Bahnhof, ein Kirchlein, ein paar ^enMiser und die malerische Ruine Flamin. Aber unten in der Schlucht, gar eng eingepreßt zwischen den Wänden, an beiden Seiten der Ncichsstraßc liegt der Ort Schuttwien; hinter demselben an grüner Lehne schimmert die zwei- thürmigc Wallfahrtskirche Mnriaschutz; von den jenseitigen Bergen blinken mehrere Ruinen. In schwindelnder Höhe über dein Adlitzbache zieht sich nun die Bahn in der Länge einer Meile an der Weinzettelwand fort, mehrere Tunnels durchlaufend und endlich das romantische Thal der Adlitz übersetzend auf einem dreistöckigen Viadukt, der höher als ein Haus von zehn Gcschußcn sich erhebt. An der Weinzcttelwand war es, wo bei dem Baue durch einen Felssturz vierzehn Arbeiter ihren Tod fanden. — Nun gelangt man dnrch einen Tunnel in ein anderes Thal, von dem sich ein großartiger Blick in das Hochgebirge aufthut, Ucbcrraschcnd ist es, wie man - jetzt zur rechten, jetzt zur linken Seite mehrmals wechselnd -^ das Gebirgsbild hat. Ueber einer grünen Niederung herein leuchtet uns das erste Riesenhaupt aus Steiermark entgegen — die Rax. Der Zug rollt hier wieder mehrmals in die Erde hinein, bietet wiederholt Ansichten der eben zurückgelegten Bahnstrecke, durchbraust den mehr als sechshundert Fuß langen Nulfsberger-Tunncl und steht endlich auf der Station Semmcring. Wir steigen aus, nm das dem Erbauer dieser Bahn hier errichtete Monument zu betrachten und dann einen Blick über die weiten Berge hin und besonders auf den nahen Sonnwcndstein zu werfen, der den Grenzpfcilcr Steiermarks bildet und seinen Erstciger mit der prächtigsten Aussicht über vier Provinzen lohnt. — Vom Bahn- Hofe aus liegt uns das Land tief zu Füßen; junger Lärchenwald umgibt uns; wir athmen — auch im Hoch- sommer - kühle Alpcnluft. Frisch Wasser, Alpenrosen und Edelweiß werden von barfüßigen, blauäugigen Kindern uns angeboten. Da auf der Semmcringbahn der Sicherheit wegen ein größeres Wärterpersonale als sonst aufgestellt ist, so sind auch die Bahnwächterhäuser stattlich, stets einen Stock hoch und für mehrere Familien eingerichtet. Seit länger als dreißig Jahren, da diese Bahn nun im Betriebe ist, hat sich auf derselben noch kein bedeutender Unfall ereignet, trotz der dreißig und mehr Züge, die täglich auf diefcr merkwürdigen Strecke verkehren. Unmittelbar hinter der Station Semmcring rollen wir mit einem langen Pfiffe in den großen Tunnel, der 4530 Fuß lang ist. Er zieht durch den eigentlichen Semmeringberg. Die Bahn geht bald in eine leichte Senkung über. - Was bedeutet der schrille Pfiff unter der Erde? Der Pfiff bedeutet kein Unglück, er ist ein Gruß an die Stciermart. Mitten im Berge haben wir die Grenze überschritten, und endlich wieder im Tageslicht gleiten wir durch ein frischgrüncs Wiesenthal zwischen Waldbergen dahin. Wie seltsam! Jenseits des Tunnels waren wir anf dem Berge, und hier — fast auf gleicher Höhe, sind wir in der Niederung und an beiden Seiten bauen sich hoch aber in welligen Linien die rcichbcwachsenen Kuppen, Bauerngüter an ihren Lehnen, Matten und Almhüttcn anf ihren Höhen. — Noch überfctzten wir die mächtige,
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Unser Vaterland Steiermark und Kärnten
Titel
Unser Vaterland
Untertitel
Steiermark und Kärnten
Autoren
Peter.K. Rosegger
Fritz Pichler
A. von Rauschenfels
Verlag
Gebrüder Kröner
Ort
Stuttgart
Datum
1877
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
28.1 x 42.23 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Wandern
Kategorien
Geographie, Land und Leute
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