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Unser Vaterland - Steiermark und Kärnten
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, ^ Steiermark. <nst wenn die eisigen Oktobcrwinde über die Alpen fegen und vom Schwaben nnd vom Octscher hernieder die finsteren Schneestürme tosen, wird es öde im Zcllerthal. Ter Lichterkranz um das Gnadenbild ist verloschen. Tnrch die Fenstcrfugen weht der Schneestaub herein anf die Vutivtafeln, und in den Beichtstühlen nisten die Mäuse. Tie Bewohner uon Maria;ell — so stattlich ihr Markt ist — fühlen sich zur Winterszeit nicht wohl: ihnen ist ihre Maria nur im Sommer gnadenreich. Im oberen Theile des Marktes steht die „Bruntirchc", welche wieder eine andere Maria beherbergt, ein Fraucnbild, das — wie die Sage geht — alle Jene erhört, die in der Hanptkirche »nerhört geblieben. Tahrr sncht jeder fürsorgliche Wallfahrer stets auch die Brunkirche auf. Ter nahe Kalvarienberg bietet ebenfalls Gelegenheit zur Andacht nnd nebenbei eine prächtige Aussicht über die Gegend. Beliebte Auc-flüge uon Mariazell sind auf die Bürgeralpc mit ihrer schöucn Fernsicht und anf den Erlafsce, wo man im Wirthshause so gute Forellen bekommt. Wir mögen aber mit der Erlaf nicht anbinden, denn diese würde uus in das flache Land der Donan zurück- führen. Wir halten es mit der Salza, die uns aus dem Zcllerthal durch eine Waldschlucht an dem malerischen Bergkirchlcin Sankt Eigmund vorüber in dac- großartige Gußwerk leitet. Hier schlägt sich der Aschbach zur Salza, und diese viele Wasserkraft uud die Nähe mehrerer Erzbergwerke und zahlloser Holzkohlemuiellen gaben Anlaß zum Gußwerk, welches 1740 errichtet wordeu ist. Aus zahlreichen Schloten pfustert schwarzer Rauch empor z» den Wald »»d Felslehnen, welche den eminent industriellen Winkel einschließen. Und das klingt in diesen Wertstätten anders, als das Geläute zu Zell — liier werde» Kanonen gegossen. Wer iu deu Abendstunden durch das Thal wandert, der kann im friedliche» Gebirge das Tonnern der Geschütze vernehmen, wenn diese erprobt werden. Wir verlassen einen so unheimlichen <^rt nnd die klare Salza, welche der Enns zustrebt. Auch nur werden die wilden Herrlichkeiten de>5 Ennc>gestadec> schauen, machen aber lohnende Umwege in nnd über die Gebirgsgrnppe dc^ Hochschwab. Nom G»ßwerke ziehe» wir zwei Stuude» la»g am Aschbache hinan. Manch leichtes Steirer wäglei» rollt unc- entgegen und dac> flinke, feurige Rößlein dran trabt und schnaubt; sein Eigenthünier würzt ihm Hafer »nd He» mit Arsenik. Sehen wir diesen Eigenthümer, einen kräftigen, herlebigen Burschen gnt an, vielleicht ist er selber ein Arsenitesser - damit er jung uud frisch bleibe, wie sein Rößlein. Ueber »useren Häuptern haben wir stet« Wald nnd Gestein. Und dort oben am Hang, seht ihr die vier versteinerten Männer sitzen? Tas find die „Spieler". — In einer Ehristnacht war's, da stiegen vier Arbeiter aus dem Gollrader Bergwerk, anstatt nach ^ell znr Ehristmette zn gehen, anf den Berg, nm Karten zu spieleu. Sie kamen nicht mehr znrück, und als die Sonne aufging, faßen oben hoch a» der Lehne vier versteinerte Männer heute noch zu sehen, die Karten in den Händen. Sie müssen spielen, so sagt der Bolt^mnnd, so lange, bis der letzte Wallfahrer von Zell tomint. Unter dieser Gruppe im Felsen ist ein Loch, dnrch welchem der Wanderer anf der Straße das Firmament schimmern sieht. Jeder Waller, der vom Gnadenorte kommt, versucht es, dnrch diesec- Feleloch zu gucken; Mancher sieht durch dac-selbe deu Himmel, Mancher nicht. Für Letzteren ist es ein Zeichen, daß er nicht mehr nach Zel! tomnit. Wir sehen nicht hindurch, denn es liegt die Abenddämmerung schon in den Bergen und nur sind froh, daß wir in da? kleine aber gastliche Wegscheid gelangen, wo der Wirth über seiner Thür den Spruch geschrieben hat- „Herr, bleib' oei n»5, denn es will Abend werden!"
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Unser Vaterland Steiermark und Kärnten
Titel
Unser Vaterland
Untertitel
Steiermark und Kärnten
Autoren
Peter.K. Rosegger
Fritz Pichler
A. von Rauschenfels
Verlag
Gebrüder Kröner
Ort
Stuttgart
Datum
1877
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
28.1 x 42.23 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Wandern
Kategorien
Geographie, Land und Leute
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