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Unser Vaterland - Steiermark und Kärnten
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St^'iermark, Gegend geleuchtet; heute überwuchern es die Wipfel des Tannenwaldes. — Tiefer herab von der Kuppe steht der „Kaisertisch". Auf diesem Platze soll Kaiser Mar I. geruht und das herrliche Bergrund von Eisenerz betrachtet haben. Eine steinerne Säule trägt folgende Inschrift: ,,Hicr steh' ich — rund um mich ist Alles Macht - Ist Alles Wunder. Mit tiefer Ehrfurcht schau' ich die Schöpfung an, — denn du, Namenloser, du erschufest fie. Fried. Klopstock." — Ferner: „Alß Man zchlte nach Chr. Gcburth 712 hat man dießen Edlen Erztberg zu banen Ange- fangen." Und das dürfte die erste historische Nachricht sein, gleichwohl mancherlei Beweise vorliegen, daß die Römer ihr berühmtes nurischcs Eisen aus diesem Berge geholt haben. Links vom Erzbcrg führt die Straße durch den Hochgcrichtsgrund über den Prebiihel nach Vordcrnberg und ^eoben an der Mur; bedeutende Ortschaften, die wir auf unserer Rundreise noch kennen lerne» werden. Heute wandern wir rechts vom Erzberge durch die Klamm an den weißen Wänden des Kaiserschild vorüber, bergauf lind thalab biö zum Alpcndörfchen Radmcr, das mit seiner zweithür.nigcn Kirche am Fuße des hohen, auffallend gestal- teten Lugauer ruht, und wo Ferdinand !!. anf seinen Hoch- jagdcn so gerne weilte. Der Sandweg ent lang des rauschenden Radmer- luichec- durch eine interessante Schlucht, genannt „zwischen den Mauern", führt uno iu die Uohlendrennerstadt Krautgar- ten, in welcher die Hochwälder der Runde verglühen. Und so liefert diese gottgesegnetc Gegend Speis' nnd Stoff den großen Eisenwerten draußen, in welchen die Geschicke der Menschen geschmiedet werden. Das nahe Torf Hieflau hat ähnliches Interesse. — In Hieflau nun stoßen wir zu jenem Flusse, der, weit oben im Salzburgischen entspringend, die großartigsten Naturschön- heiten von Stcicrmark durch- braust, bis er sich draußen im Oestcrrcicherland verflacht und in der Donau verliert. Es ist des Landes schönster nnd interessantester Fluß — die Enns. — In Hieflau sehen wir gleich einen merkwür- digen, alpinen Wasserbau, den wcitbcrühmtcn Holzrechen. Er dient zum Auffangen aller aus dem oberen Ennsthale hergcschwemmten Verkohlungshölzer; im Laufe des Jahres werden 27,000 Kubikmeter Holz darin aufgefangen. Vor Erbauung des Rechens (1512) war die Gegend nur von Holzarbeitern bewohnt, erst seit dein Bestehen dieses Werkes hat eine größere Anzahl von Menschen hier Erwerb gefunden. — Und nun sehen wir, wie sich ein uraltes Volksmärchen hat erfüllt. Viele Jahrhunderte vor uns haben fie gesprochen von der Zeit mit der eisernen Straße und von einem Pferde, das Steine frißt. Ein kindisch Märchen war's. Und heute ist es wunderbare That: dnrch die wildesten Schluchten der Alpen, wo Wasser und Gestein kaum den Fußsteig für den Jäger und Hirten dulden wollte, zieht die eiferne Straße mit dem Roß, das Steinkohlen frißt, und ihr zur Seite der Blitzdraht, die Bahn des rafchen Gedankens. Die aus den Donaulanden kommende Rudolfsbahn durchzieht von Hieflau bis Admont der Enns entlang aufwärts die großartige, über vier Stunden lange Schlucht, das Gesäuse, die einzig in ihrer Art ist. Ich habe sie durchwandert noch in jenen Tagen, da die Aelpler gelacht haben über das tolle Projekt, durch das Gefäuse die Eisenbahn zu bauen. Man hat's auch kaum für menschenmöglich halten mögen. Die Herrlichkeit war fast schrecklich — einsam schritt man zwischen den hohen dräuenden Bergen des Damischbachthurm, des Hochthor, des Buchstein und des Reichenstein, an der sausenden Enns, die sich milchweiß, wallend wie Schaumwein, tosend durch das Gcfelfe bricht, zwischen wuchtigen Steinklötzen bohrt und windet, das stetig keimende Gewurzel des Waldes zerreißt — ein rasendes Wasser. ^fassensten! bei Eisenerz.
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Unser Vaterland Steiermark und Kärnten
Titel
Unser Vaterland
Untertitel
Steiermark und Kärnten
Autoren
Peter.K. Rosegger
Fritz Pichler
A. von Rauschenfels
Verlag
Gebrüder Kröner
Ort
Stuttgart
Datum
1877
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
28.1 x 42.23 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Wandern
Kategorien
Geographie, Land und Leute
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