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^ Steiermark.
Gefelse schier das ganze Bild. — Lasse man sich aber von dem weiten Fenster eines Waggons ja nicht bestechen.
EZ zeigt Alles und Nichts.
„Station Gstatterboden!" ruft der Schaffner.
Wir steigen aus- unser ciscnbahnfeindlicher Reiscgenosse fährt mit halbgeschlosscnen Augen seiner Schweiz zu.
Wir stehen mitten in einem der wunderbarsten Engthälcr des Hochgebirges, und nieder von den Höhen fließt
der kühle reine Hauch voll würzigen Spcikduftes. Der Schober des Damischbachthurm, der ungeheure Fclskcgrl des
Buchstein und der seltsam zerrissene Gebirgsstock des Huchthor mit seinen zwölf in den Himmel hineinragenden Zähnen
und mit den silberweißen Fäden seiner Wasserfälle — wenn hoch oben der Schnee schmilzt — schließen das kleine
Waldthal ein. Der hohe Herr dort, der nüt bleichem Haupte in die Bläue ragt, wird der Reicheustein <e5 ist aber nicht
der bei Eisenerz) genannt. Tann die senkrechten Schroffen des Kalbling nnd die üringrünen, aber kaum bcsteigbaren
Gesäus. f>aitie bei Gstatterboden,
Höhen des Sparafcld. Die Enns ist hier still — stad, wie die Leute sagen, das Thal heißt „Stadcr Buden".
Ein paar Bauern- und Kohlenbrcnnerhäuschen stehen hier und warten, bis eine der gespaltenen Felswände auf sie
niedcrbricht, oder — was wahrscheinlicher ist — bis ein Spekulant kommt und auf dein unfruchtbaren Kalkboden
ein großartiges Hotel baut, vielleicht genannt: „Am Gestade".
Der Geologe findet in der Umgebung von Gstatterboden Stcinkuhlcnschichten, Gypslager nnd eine Tropfstein-
höhle. Von allgemeinerem Interesse ist der Bruckgrabcn, ein Stündchen vom Gstattcrbodcn aufwärts. Die über
eine Stunde lange Schlucht des Vruckgraben geht von der Bahn zur Rechten schnurgerade hinan in das eherne Herz
des Buchstcin. Der Weg ist unheimlich — streckenweise ein sehr schmaler in Felsen gehauener Gang, stellenweise
ein hoch an senkrechten Wänden hinlaufender Steg, durch Eiscnklamincrn befestigt. Dann wieder hat man Stellen
zu passiren, an welchen bloß Eiscnsprosscn in die Wand gebohrt sind, nm die Füße darauf zu setzen. Ein Schwindel-
anfall bringt hier den Tod. Das uns entgegenströmende Wildwasser hat ein außerordentliches Gefalle und wird zum
Herausschwemmen des Holzes benützt, welches durch zahllose Rinsen und Mulden uun den versteckten Wäldern in die
Schlucht geworfen wird. Am oberen Ende der Schlucht, 3600 Fuß hoch, zwischen dem Gcschroffe des Buchstein,
wird das an den Regentagen von den Schrunden niederstürzende Wasser gesperrt. Die Schleuse endlich aufgeschlagen
brandet der fchnccwciße Strom hervor uud reißt alle Scheiter und Hulzblöcke, die in der Schlucht angesammelt waren,
Unser Vaterland
Steiermark und Kärnten
- Titel
- Unser Vaterland
- Untertitel
- Steiermark und Kärnten
- Autoren
- Peter.K. Rosegger
- Fritz Pichler
- A. von Rauschenfels
- Verlag
- Gebrüder Kröner
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 28.1 x 42.23 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Wandern
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918