Seite - 37 - in Unser Vaterland - Steiermark und Kärnten

Das herrliche Ausfee. r Grundelsee, Der Altaussecrscc ist nach drei Seiten von schroffem Gewände eingeschlossen; er mißt dreihundertzwciundsicbzig Joch. Aus ihm werden jährlich gegen zweitausend Saiblinge und bei zehn Zentner Forellen gehoben, welche sich theilwcise die Badegäste und Touristen schmecken lassen, thcilwcisc versandt werden. An der freien Seite des Sees liegt malerisch hingestrcut das Dorf Altaussee mit seinen zahlreichen Herrenhäusern — eines freundlicher als das andere — der allcrschönste Punkt der schönen Stciermark, an welchem des Morgens zwei Sonnen glänzen, die von Osten aufsteigende nnd das Eisfeld am Dachstein. Dort zu hintcrst im Gebirge ragt der Glctscherberg mit seinen grauen Thürmen. Er scheint — um uns Nicdrigstehenden im Thale nicht zu beschämen — auch bescheiden nieder- geduckt; aber je höher wir emporsteigen an dem Loser, um ihn etwa zn überragen, desto massiger wächst er hervor aus dem Gebirge und endlich steht er als trotziger Zwinger da über dem ganzen weiten Rund, und sein ist die Herrlichkeit in Stcicrmark, Obcrösterreich und Salzburg. Der kleinere Toplitzscc liegt düster zwischen Wald und dräuenden Wänden. An seinem Ufer steht ein Denkstein mit der Jahreszahl 1811. In diesem Jahre hat hier der Erzherzog Johann seine liebliche Anna von Aussce das erstemal gesehen. Der Prinz kehrte von einer Jagd zurück; die Ausscer bereiteten dem hohen Gast einen festlichen Empfang und mit weißgekleideten Kranzjungfraucn kamen sie ihm bis zum Toplitzsee entgegen. Der kaiserliche Jäger nahte; die Mädchen streuten Blumen, überreichten ihm Rosen; eines aber stand abseits und getraute sich nicht vor zum hohen Herrn. Dem Erzherzog siel das auf, er trat zu der Schüchternen hin, faßte sie an der Hand und fragte lächelnd, wie sie heiße und ob sie sich vor ihm fürchte. — Anna heiße sie... und daß sie sich fürchtete, bewies das leise Zittern ihrer Hand, die Thräne in ihrem Auge. — So, und nicht wie die Sage geht, auf dem Bock als Kutscher verkleidet, hat Johann von Oesterreich seine nachmalige Gattin aus bürgerlichem Stamme das erstemal gesehen. — Interessant ist jedem Fremden, lieb und werth jedem Ocsterreicher das Haus Nr. 37 auf dem Meranplatz in Aussee. Das war die alte Post, das Heimatshaus der nun betagten Frau Gräfin Anna von Meran, welche zur Sommerszeit stets mehrere Monate in demselben verlebt, um die Romantik ihrer Jugendzeit immer wieder zu träumen. Um noch einmal zu den Naturschönhciten von Aussee zurückzukehren, ist crwähnenswerth der Kannnersee, ein kleiner Königssce in seiner finsteren Wildheit, der Oedcnsce, der Langcnsee, der Glmsee, der Wildensee und andere.