Seite - 54 - in Unser Vaterland - Steiermark und Kärnten

54 Steiermark. zeige dirs gleich in der Nähe gar! Dranf köpft er das Kind, — nnd rollet grans das blutige Haupt in die Kegel hinaus, daß flugs wie mit unheimlicher Kraft er alle Neun zn Boden rafft. — Und als im Berg am Werkeltag ertönet der erste Hammerschlag, erbebt der Grund nnd mit Donncrgebraus stürzt Schacht und Stollen in Nacht und Graus." Die Landeschronik erzählt, daß das Silbcrbcrgwcrk bei Zeiring im Jahre 1I'>5 eingestürzt und ersoffen sei nnd dabei über andcrthalbtansend Menschen ums Leben gekommen wären. Wir kehren zurück zum Städtchen Knittclfeld, nm von dort ans die freundlichen Herrensitze Spielfeld, Hantzcnbühcl, Hcinbach und Wasscrbcrg zu besuchen. Wasscrbcrg licgt abcr wicder tief im Taucrngebirge am Ufer der Ingering, die bei Knittclfcld in die Mur geht. Wasserbcrg, ein alter Bischofssitz nnd einst den Templern gehörig, Am Ingcrmg 2ee. weist Spuren der Vchmgerichte. Vor nicht langer Zeit ist das Schloß vo» seinem Eigenthümer Max von Keßler mit Pracht und Geschmack eingerichtet worden; seit aber der Schloßherr gestorben ist und in der gothischen Kapelle des Gebäudes ruht, steht das schöne Wasserbcrg unbewohnt. Reiche Wälder und grüne Almen frieden das Thal ein; nnd für den Weltmüdcn und Naturandächtigen wüßte ich keine passendere Stätte, als das stattliche Schloß an der Ingcring, an dessen Wänden der wilde Ephcu emporrankt, von dessen Fenstern aus der Hirsch erlegt werden kann, der nntcn im crlcnumschattcten Teiche sich labt. Und wandert der Einsiedler weiter hinein, der Ingcring entlang, so gelangt er in eine» finsteren Hochwald, über dessen Wipfel die verwitterten Wände der Pletzen und des Zinken starren. Aller Sang und Klang ist hier gestorben, nur das Wasser schreit, es werde heute zwar schmählich herabgestürzt von allen Höhen, aber cs werde dereinst die Welt zu Grunde richten! Endlich weitet, lichtet sich das Thal nnd eingerahmt von dunkelgrünem Rasen, von knorrigen Tanncngruppcn und von Zirmbüschen liegt ein stiller klarer See — der Ingeringsee — wie ein Taschenspiegel der alten weißköpfigcn Vcrgricsen, die sich eitel darin begucken. — Das Thal ist still, die Ingering liegt hier in der Wiege und schläft. Dort über dem zerrissenen Gewände gehen weiße Strähne nieder — das sind die Quellenstürzc, dercn Ranschcn ninnncr in dic Ticfe dringt. — Und wärc der Einsiedler von Wasscrbcrg geladen, den Ursprung der Ingcring zn bcsuchcn, so müßte er hinter dem See durch das zerfahrene Gcstämmc eines Urwaldes hinan, er müßte dnrch kriechendes, oft verdorrtes Gezirm fich winden, und durch jene wilde Gegend, die Hölle genannt, zwischen senkrechten Wänden wandern, über abgestürzte Felsblücke klettern, bis er mitten