Seite - 55 - in Unser Vaterland - Steiermark und Kärnten

Die Sölker- und die Murthaler-Alpen. 55 stüudc in dein wüsten Gerölle lind den Felsen, wo das Nasser von einer mächtigen Wand schwer und dumpf nieder' stürzt. — Ein labender Trnnk zum Abschiedskuß, nnd noch weiter empor klettert der Wanderer über Grschicfcr und Gerölle, zwischen Fclsblöcke sich stemmend, bis er endlich oben steht in der siebentausend Fuß hohen Ocdniß der Petzen, des Zinken, des Ncichard. Eine Huchwüste ohne Baum und Strauch und Quell — ringsum steinige Hügel und Knppcn, steinige Mulden, Kare und Löcher. Keine pittoresken Fclsformcn, keine romantischen Schluchten — eine Welt, in der die Natur schön ist nur in ihrer Einförmigkeit und in welcher der Mensch sich ein ewiger Fremd- ling fühlt. — Und ruht er auf einem Stein nnd stützt sein Haupt auf die Hand, so wird hier sein Gedanke selber zn Stein und lastet anf dem Herzen. . . Wenn's nicht ein lustig Gcmslein ist, das nnscren Schwärmer weckt, so bleibt er oben nnd wartet auf Gott. . . nnd nach Jahren finden sie ein Menschengcrippe anf dem hohen Zinken. Auf dem Rückwege von den Tauern, die wir nun für immer verlassen, besuchen wir das schöne Seckau, welches sich in der grünen Thalsohle an den hohen Zinken schmiegt und wo im Jahre 1218 das Bisthuin Scckau gegründet wurde, dessen Sitz jetzt in Graz ist. In der Stiftskirche, einer herrlichen Basilika, ist das prächtige Mausoleum Herzog Karl 11. von Etcicrmark, des ersten Kaisers Ferdinand Sohn. Es ist aus schneeweißem Marmor. Die Gestalten Karls und seiner Gemahlin ruhen auf dem Sarkophag, welchen Bronzesäulcn lind ein kunstvolles Gitter umgebcn. Darunter befindet sich die Gruft, in welcher neun Glieder der habsbnrgisch steirischen Familie ruhen. In Scckau hatte sich auch der Minnesänger Ulrich von Lichtcnstein seine Grabkapelle bauen lassen. Er ruht daselbst und das Gemäuer fällt allmälig über ihm zusammen, und eines Tages wird der edle Frauenlob gar vergessen sein. Im Scckauthale steht die liralte gothische Kirche St. Marein, welche Viele für die älteste Kirche Steicrmarks halten. Zahlreiche, argzerfetzte Türkcnfahue» wehen über dem Hochaltäre und Inschriften erzählen von der Noth