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Unser Vaterland - Steiermark und Kärnten
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^teiermark. au sich, oder bildet sich eine solche wenigstens ein. Dabei geht die Sage, daß, wer einmal Arsenikcsser ist, es auch bleiben müsse, sein Lebtag lang: denn von dem Augenblicke an, wo er aufhören würde, dieses Gift zn sich zu nehmen, beginne er zu verwelke» und zu verdorren und beiße in kürzester Zeit ins Gras. Veim Natnrforschcrtag in Graz sind aus der Ligister und Stainzcr Gegend Arscnikesscr beobachtet und nntcrsncht wurden und man hat keinen nachthciligen Einfluß des Giftes konstatiren können. Außer einer gewissen Heißblütigkeit, welche doch wohl eher vom Wein als vom Hütcnrauch (wie hier der Arsenik genannt wird) herrühren mag, sind die Leute dieser Thäler gutmüthig und wohlwollend gegen einander. Das zeigt sich besonders bei Unglücksfällen. Brennt Einem das Haus nieder, so steuern die Baueru der ganzen Gegend ;»iai»men und helfen e<3 ihm wieder aufbauen. Reißt in einem Hause ciur Krankheit ein, so bebauen die Nachbarn ungebeten dessen Acckcr oder führen die Ernte unter Dach und leisten allen nöthigen Beistand. Die Wohnungen sind hier nicht mehr so stattlich, wie im Obcrlandr: znmcist klein, finster und mit Stroh gedeckt: zuweilen wohl oft auch gemauert nnd mit Ziegeldach, aber gar ärmlich gegen die schönen Baucrnhäuser im Enns- thalc nnd der Ausscergegend. Wohl gibt es hier im fruchtbaren Lande viel mehr Reichthum, als dort zwischen den Felsbergen, aber leider weniger Geschmack. Ueber den Hausthüren sehen wir mit rother Farbe in plumpestcr Form stets die Umrisse des heiligen Florian oder der Dreifaltigkeit gezeichnet. An den Stein- nnd Holzkreuzcn, die am Wege stehen, drängt sich überall die Geschmacklosigkeit vor. Wenn wir über einem Muttergottcsbildc die Worte lesen: „öeilige Maria Lankowitz renovirt 1864 bitt für alle christgläubigc Seelen", so klingt nns das wie toller Humor: wenn wir aber auf einem großen Krnzifix die ganze Brust- und Magengegend des Christus mit Blumen bemalt sehen, so schließen wir denn doch anf eine unendliche — Frömmigkeit. Die Kleidung hat auch ihren Charakter verloren nnd huldigt keiner bestimmten Form. Kniclcdcrhosen nnd grünbebänderte Hüte werden hier nicht mehr viel gesehen. Der Dialekt ist ebenfalls ein anderer, als im Hochgebirge, er ist undeutlich und hat einen gedehnten, bellenden Ton. Gegen Fremde und Neuerungen ist der Mittclstcircr viel mißtrauischer, als der harmlosere, offene Oberländer. So ist er anch niibehulfrner nnd träger in seinein geistigen Leben, während die Kraft der Leidenschaft sich in ihm energischer äußert, als in dem ruhigen nnd nbcrlcgsamen Aelpler. Den geistigen Getränken, welche hier m>5 Obst und Traube gezogen werden, gibt man die Schnld: gewiß aber wirken noch andere Faktoren ein — vor
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Unser Vaterland Steiermark und Kärnten
Titel
Unser Vaterland
Untertitel
Steiermark und Kärnten
Autoren
Peter.K. Rosegger
Fritz Pichler
A. von Rauschenfels
Verlag
Gebrüder Kröner
Ort
Stuttgart
Datum
1877
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
28.1 x 42.23 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Wandern
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Geschichte Vor 1918
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