Seite - 12 - in Venus im Pelz
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krankhaft innig, so wahnsinnig, wie man nur ein Weib lieben kann, das unsere
Liebe mit einem ewig gleichen, ewig ruhigen, steinernen Lächeln erwidert.
Ja, ich bete sie förmlich an.
Oft liege ich, wenn die Sonne im Gehölze brütet, unter dem Laubdach einer
jungen Buche und lese, oft besuche ich meine kalte, grausame Geliebte auch
bei Nacht und liege dann vor ihr auf den Knien, das Antlitz gegen die kalten
Steine gepreßt, auf denen ihre Füße ruhen, und bete zu ihr.
Es ist unbeschreiblich, wenn dann der Mond heraufsteigt – er ist eben im
Zunehmen – und zwischen den Bäumen schwimmt und die Wiese in silbernen
Glanz taucht, und die Göttin steht dann wie verklärt und scheint sich in
seinem weichen Lichte zu baden.
Einmal, wie ich von meiner Andacht zurückkehrte, durch eine der Alleen,
die zum Hause führen, sah ich plötzlich, nur durch die grüne Galerie von mir
getrennt, eine weibliche Gestalt, weiß wie Stein, vom Mondlicht beglänzt; da
war mir’s, als hätte sich das schöne Marmorweib meiner erbarmt und sei
lebendig geworden und mir gefolgt – mich aber faßte eine namenlose Angst,
das Herz drohte mir zu springen, und statt –
Nun, ich bin ja ein Dilettant. Ich blieb, wie immer, beim zweiten Verse
stecken, nein, im Gegenteil, ich blieb nicht stecken, ich lief, so rasch ich
laufen konnte.
Welcher Zufall! ein Jude, der mit Photographien handelt, spielt mir das
Bild meines Ideals in die Hände; es ist ein kleines Blatt, die »Venus mit dem
Spiegel« von Titian, welch ein Weib! Ich will ein Gedicht machen. Nein! Ich
nehme das Blatt und schreibe darauf: »Venus im Pelz«.
Du frierst, während du selbst Flammen erregst. Hülle dich nur in deinen
Despotenpelz, wem gebührt er, wenn nicht dir, grausame Göttin der Schönheit
und Liebe! –
Und nach einer Weile fügte ich einige Verse von Goethe hinzu, die ich vor
kurzem in seinen Paralipomena zum Faust gefunden hatte.
An Amor!
»Erlogen ist das Flügelpaar,
Die Pfeile, die sind Krallen,
Die Hörnerchen verbirgt der Kranz,
Er ist ohn’ allen Zweifel,
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Venus im Pelz
- Titel
- Venus im Pelz
- Autor
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 114
- Schlagwörter
- Novelle, Liebe
- Kategorien
- Weiteres Belletristik