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Venus im Pelz
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»Ich teile sie nicht«, sprach sie rasch und entschieden und schüttelte den Kopf, daß ihre Locken wie rote Flammen emporschlugen. »Mir ist die heitere Sinnlichkeit der Hellenen Freude ohne Schmerz – ein Ideal, das ich in meinem Leben zu verwirklichen strebe. Denn an jene Liebe, welche das Christentum, welche die Modernen, die Ritter vom Geiste predigen, glaube ich nicht. Ja, sehen Sie mich nur an, ich bin weit schlimmer als eine Ketzerin, ich bin eine Heidin. ›Glaubst du, es habe sich lange die Göttin der Liebe besonnen, Als im Idäischen Hain einst ihr Anchises gefiel?‹ Diese Verse aus Goethes römischer Elegie haben mich stets sehr entzückt. In der Natur liegt nur jene Liebe der herrischen Zeit, ›da Götter und Göttinnen liebten‹. Damals ›folgte Begierde dem Blick, folgte Genuß der Begier‹. Alles andere ist gemacht, affektiert, erlogen. Durch das Christentum – dessen grausames Emblem – das Kreuz – etwas Entsetzliches für mich hat – wurde erst etwas Fremdes, Feindliches in die Natur und ihre unschuldigen Triebe hineingetragen. Der Kampf des Geistes mit der sinnlichen Welt ist das Evangelium der Modernen. Ich will keinen Teil daran.« »Ja, Ihr Platz wäre im Olymp, Madame«, entgegnete ich, »aber wir Modernen ertragen einmal die antike Heiterkeit nicht, am wenigsten in der Liebe; die Idee, ein Weib, und wäre es auch eine Aspasia, mit anderen zu teilen, empört uns, wir sind eifersüchtig wie unser Gott. So ist der Name der herrlichen Phryne bei uns zu einem Schimpfworte geworden. Wir ziehen eine dürftige, blasse, Holbeinsche Jungfrau, welche uns allein gehört, einer antiken Venus vor, wenn sie noch so göttlich schön ist, aber heute den Anchises, morgen den Paris, übermorgen den Adonis liebt, und wenn die Natur in uns triumphiert, wenn wir uns in glühender Leidenschaft einem solchen Weibe hingeben, erscheint uns dessen heitere Lebenslust als Dämonie, als Grausamkeit, und wir sehen in unserer Seligkeit eine Sünde, die wir büßen müssen.« 17
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Venus im Pelz
Titel
Venus im Pelz
Autor
Leopold Von Sacher-Masoch
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
114
Schlagwörter
Novelle, Liebe
Kategorien
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