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mir, was Sie wollen, Ihren Gatten oder Ihren Sklaven.«
»Gut denn«, sprach Wanda, die kleinen aber energisch geschwungenen
Brauen zusammenziehend, »ich denke mir das sehr amüsant, einen Mann, der
mich interessiert, der mich liebt, so ganz in meiner Hand zu haben; es wird
mir mindestens nicht an Zeitvertreib fehlen. Sie waren so unvorsichtig, mir
die Wahl zu lassen. Ich wähle also, ich will, daß Sie mein Sklave sind, ich
werde mein Spielzeug aus Ihnen machen!«
»Oh! tun Sie das«, rief ich halb schauernd, halb entzückt, »wenn eine Ehe
nur auf Gleichheit, auf Übereinstimmung gegründet sein kann, so entstehen
dagegen die größten Leidenschaften durch Gegensätze. Wir sind solche
Gegensätze, die sich beinahe feindlich gegenüberstehen, daher diese Liebe bei
mir, die zum Teil Haß, zum Teil Furcht ist. In einem solchen Verhältnisse aber
kann nur eines Hammer, das andere Amboß sein. Ich will Amboß sein. Ich
kann nicht glücklich sein, wenn ich auf die Geliebte herabsehe. Ich will ein
Weib anbeten können, und das kann ich nur dann, wenn es grausam gegen
mich ist.«
»Aber, Severin«, entgegnete Wanda beinahe zornig, »halten Sie mich denn
dessen für fähig, einen Mann, der mich so liebt wie Sie, den ich liebe, zu
mißhandeln?«
»Warum nicht, wenn ich Sie dafür um so mehr anbete? Man kann nur
wahrhaft lieben, was über uns steht, ein Weib, das uns durch Schönheit,
Temperament, Geist, Willenskraft unterwirft, das unsere Despotin wird.«
»Also das, was andere abstößt, zieht Sie an?«
»So ist es. Es ist eben meine Seltsamkeit.«
»Nun, am Ende ist an allen Ihren Passionen nichts so Apartes oder
Seltsames, denn wem gefällt nicht ein schöner Pelz und jeder weiß und fühlt,
wie nahe Wollust und Grausamkeit verwandt sind.«
»Bei mir ist dies alles aber auf das Höchste gesteigert«, erwiderte ich.
»Das heißt, die Vernunft hat wenig Gewalt über Sie, und Sie sind eine
weiche hingebende sinnliche Natur.«
»Waren die Märtyrer auch weiche sinnliche Naturen?«
»Die Märtyrer?«
»Im Gegenteil, es waren übersinnliche Menschen, welche im Leiden einen
Genuß fanden, welche die furchtbarsten Qualen, ja den Tod suchten wie
andere die Freude, und so ein Übersinnlicherbin ich, Madame.«
»Geben Sie nur acht, daß Sie dabei nicht auch zum Märtyrer der Liebe,
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Venus im Pelz
- Titel
- Venus im Pelz
- Autor
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 114
- Schlagwörter
- Novelle, Liebe
- Kategorien
- Weiteres Belletristik