Seite - 48 - in Venus im Pelz
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brannten.
»Ja, ich will im Ernste dein Sklave sein«, fuhr ich fort, »ich will, daß deine
Gewalt über mich durch das Gesetz geheiligt, daß mein Leben in deiner Hand
ist, nichts auf dieser Welt mich vor dir schützen oder retten kann. Oh! welche
Wollust, wenn ich mich ganz nur von deiner Willkür, deiner Laune, einem
Winke deines Fingers abhängig fühle. Und dann – welche Seligkeit, – wenn
du einmal gnädig bist, wenn der Sklave die Lippen küssen darf, an der für ihn
Tod und Leben hängt!« Ich kniete nieder und lehnte meint heiße Stirne an ihre
Knie.
»Du fieberst, Severin«, sprach Wanda erregt, »und du liebst mich wirklich
so unendlich?« Sie schloß mich an ihre Brust und bedeckte mich mit Küssen.
»Willst du also?« begann sie zögernd.
»Ich schwöre dir hier, bei Gott und meiner Ehre, ich bin dein Sklave, wo
und wann du willst, sobald du es befiehlst«, rief ich, meiner kaum mehr
mächtig.
»Und wenn ich dich beim Worte nehme?« rief Wanda.
»Tu’ es.«
»Es hat einen Reiz für mich«, sprach sie hierauf, »der kaum seinesgleichen
hat, einen Mann, der mich anbetet und den ich von ganzer Seele liebe, mir so
ganz hingegeben, von meinem Willen, meiner Laune abhängig zu wissen,
diesen Mann als Sklaven zu besitzen, während ich –«
Sie sah mich seltsam an.
»Wenn ich recht frivol werde, so bist du schuld –« fuhr sie fort – »ich
glaube beinahe, du fürchtest dich jetzt schon vor mir, aber ich habe deinen
Schwur.«
»Und ich werde ihn halten.«
»Dafür laß mich sorgen«, entgegnete sie. »Jetzt finde ich Genuß darin, jetzt
soll es bei Gott nicht lange mehr beim Phantasieren bleiben. Du wirst mein
Sklave, und ich – ich werde versuchen,›Venus im Pelz‹ zu sein.«
Ich dachte diese Frau endlich zu kennen, zu verstehen, und ich sehe nun,
daß ich wieder von vorne anfangen kann. Mit welchem Widerwillen nahm sie
noch vor kurzem meine Phantasien auf und mit welchem Ernste betreibt sie
jetzt die Ausführung derselben.
Sie hat einen Vertrag entworfen, durch den ich mich bei Ehrenwort und Eid
verbinde, ihr Sklave zu sein, solange sie es will.
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Venus im Pelz
- Titel
- Venus im Pelz
- Autor
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 114
- Schlagwörter
- Novelle, Liebe
- Kategorien
- Weiteres Belletristik