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Italien, und Sie begleiten mich als mein Diener.«
»Wanda –«
»Ich verbitte mir jede Vertraulichkeit«, sagte sie, mir scharf das Wort
abschneidend, »ebenso, daß Sie, ohne daß ich rufe oder klingle, bei mir
eintreten und zu mir sprechen, ohne von mir angeredet zu sein. Sie heißen von
nun an nicht mehr Severin, sondern Gregor.«
Ich bebte vor Wut und doch – ich kann es leider nicht leugnen – auch vor
Genuß und prickelnder Aufregung.
»Aber, Sie kennen doch meine Verhältnisse, gnädige Frau«, begann ich
verwirrt, »ich bin noch von meinem Vater abhängig und zweifle, daß er mir
eine so große Summe als ich zu dieser Reise brauche –«
»Das heißt, du hast kein Geld, Gregor«, bemerkte Wanda vergnügt, »um so
besser, dann bist du vollkommen von mir abhängig und in der Tat mein
Sklave.«
»Sie bedenken nicht«, versuchte ich einzuwenden, »daß ich als Mann von
Ehre unmöglich –«
»Ich habe wohl bedacht«, erwiderte sie fast im Tone des Befehls, »daß Sie
als Mann von Ehre vor allem Ihren Schwur, Ihr Wort einzulösen haben, mir
als Sklave zu folgen, wohin ich es gebiete, und mir in allem zu gehorchen,
was ich auch befehlen mag. Nun geh’, Gregor!«
Ich wendete mich zur Türe.
»Noch nicht – du darfst mir vorher die Hand küssen«, damit reichte sie mir
dieselbe mit einer gewissen stolzen Nachlässigkeit zum Kusse, und ich – ich
Dilettant – ich Esel – ich elender Sklave – preßte sie mit heftiger Zärtlichkeit
an meine von Hitze und Erregung trockenen Lippen.
Noch ein gnädiges Kopfnicken. Dann war ich entlassen.
Ich brannte noch spät am Abend Licht, und Feuer im großen, grünen Ofen,
denn ich hatte noch manches an Briefen und Schriften zu ordnen, und der
Herbst war, wie es gewöhnlich bei uns der Fall ist, auf einmal mit voller
Gewalt hereingebrochen.
Plötzlich klopfte sie mit dem Stiel der Peitsche an mein Fenster.
Ich öffnete und sah sie draußen stehen in ihrer mit Hermelin besetzten
Jacke und einer hohen, runden Kosakenmütze von Hermelin, in der Art, wie
sie die große Katharina zu tragen liebte.
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Venus im Pelz
- Titel
- Venus im Pelz
- Autor
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 114
- Schlagwörter
- Novelle, Liebe
- Kategorien
- Weiteres Belletristik