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Venus im Pelz
Seite - 58 -
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»Bist du bereit, Gregor?« fragte sie finster. »Noch nicht, Herrin«, entgegnete ich. »Das Wort gefällt mir«, sagte sie hierauf, »du darfst mich immer Herrin nennen, verstehst du? Morgen früh um 9 Uhr fahren wir hier fort. Bis zur Kreisstadt bist du mein Begleiter, mein Freund, von dem Augenblicke, wo wir in den Waggon steigen, – mein Sklave, mein Diener. Nun schließe das Fenster und öffne die Türe.« Nachdem ich getan, wie sie geheißen, und sie hereingetreten war, fragte sie, die Brauen spöttisch zusammenziehend, »nun, wie gefall’ ich dir?« »Du –« »Wer hat dir das erlaubt«, sie gab mir einen Hieb mit der Peitsche. »Sie sind wunderbar schön, Herrin.« Wanda lächelte und setzte sich in meinen Lehnstuhl. »Knie hier nieder – hier neben meinem Sessel.« Ich gehorchte. »Küss’ mir die Hand.« Ich faßte ihre kleine kalte Hand und küßte sie. »Und den Mund –« Ich schlang meine Arme in leidenschaftlicher Aufwallung um die schöne, grausame Frau und bedeckte ihr Antlitz, Mund und Büste mit glühenden Küssen, und sie gab sie mir mit gleichem Feuer zurück – die Lider wie im Traum geschlossen – bis nach Mitternacht. Pünktlich um 9 Uhr morgens, wie sie es befohlen hatte, war alles zur Abreise bereit, und wir verließen in einer bequemen Kalesche das kleine Karpatenbad, in dem sich das interessanteste Drama meines Lebens zu einem Knoten geschürzt hatte, dessen Auflösung damals kaum von jemandem geahnt werden konnte. Noch ging alles gut. Ich saß an Wandas Seite, und sie plauderte auf das Liebenswürdigste und Geistreichste mit mir, wie mit einem guten Freunde, über Italien, über Pisemskis neuen Roman und Wagnerische Musik. Sie trug auf der Reise eine Art Amazone, ein Kleid von schwarzem Tuche und eine kurze Jacke von gleichem Stoffe mit dunklem Pelzbesatz, welche sich knapp an ihre schlanken Formen schlossen und dieselben prächtig hoben, darüber einen dunklen Reisepelz. Das Haar, in einen antiken Knoten geschlungen, 58
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Venus im Pelz
Titel
Venus im Pelz
Autor
Leopold Von Sacher-Masoch
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
114
Schlagwörter
Novelle, Liebe
Kategorien
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