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Welch’ Hauch der heißen Sehnsucht
Flutet durch die Nacht!«
»Durch das Meer der Träume
Steuert ohne Ruh’,
Steuert meine Seele
Deiner Seele zu.«
Und ich denke an die schöne Frau, die königlich ruhig in ihren weichen
Pelzen schläft.
Florenz! Getümmel, Geschrei, zudringliche Fachini und Fiaker. Wanda
wählt einen Wagen und weist die Träger ab.
»Wozu hätte ich denn einen Diener«, spricht sie, »Gregor – hier ist der
Schein – hole das Gepäck.«
Sie wickelt sich in ihren Pelz und sitzt ruhig im Wagen, während ich die
schweren Koffer, einen nach dem anderen herbeitrage. Unter dem letzten
breche ich einen Augenblick zusammen, ein freundlicher Carabiniere mit
intelligentem Gesicht steht mir bei. Sie lacht.
»Der muß schwer sein«, sagte sie, »denn in dem sind alle meine Pelze.«
Ich steige auf den Bock und wische mir die hellen Tropfen von der Stirne.
Sie nennt das Hotel, der Fiaker treibt sein Pferd an. In wenigen Minuten
halten wir vor der glänzend erleuchteten Einfahrt.
»Sind Zimmer da?« fragt sie den Portier.
»Ja, Madame.«
»Zwei für mich, eines für meinen Diener, alle mit Öfen.«
»Zwei elegante, Madame, beide mit Kaminen für Sie«, entgegnete der
Garçon, der herbeigeeilt ist, »und eines ohne Heizung für den Bedienten.«
»Zeigen Sie mir die Zimmer.«
Sie besichtigt sie, dann sagt sie kurzweg: »Gut. Ich bin zufrieden, machen
Sie nur rasch Feuer, der Diener kann im ungeheizten Zimmer schlafen.«
Ich sehe sie nur an.
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Venus im Pelz
- Titel
- Venus im Pelz
- Autor
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 114
- Schlagwörter
- Novelle, Liebe
- Kategorien
- Weiteres Belletristik