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spielen herrlich auf dem grünen Samt, dem dunkelbraunen Zobel des Mantels,
auf der weißen, glatt gespannten Haut, und in dem roten, flammenden Haare
der schönen Frau, welche mir ihr helles, aber kaltes Antlitz zukehrt, und ihre
kalten, grünen Augen auf mir ruhen läßt.
»Ich bin mit dir zufrieden, Gregor«, begann sie.
Ich verneigte mich.
»Komm näher.«
Ich gehorchte.
»Noch näher«, sie blickte hinab und strich mit der Hand über den Zobel.
»Venus im Pelz empfängt ihren Sklaven. Ich sehe, daß Sie doch mehr sind als
ein gewöhnlicher Phantast, Sie bleiben mindestens hinter Ihren Träumen nicht
zurück, Sie sind der Mann, was Sie sich auch einbilden mögen, und wäre es
das Tollste, auszuführen; ich gestehe, das gefällt mir, das imponiert mir. Es
liegt Stärke darin, und nur die Stärke achtet man. Ich glaube sogar, Sie
würden in ungewöhnlichen Verhältnissen, in einer großen Zeit, das was Ihre
Schwäche scheint, als eine wunderbare Kraft offenbaren. Unter den ersten
Kaisern wären Sie ein Märtyrer, zur Zeit der Reformation ein Anabaptist, in
der französischen Revolution einer jener begeisterten Girondisten geworden,
die mit der Marseillaise auf den Lippen die Guillotine bestiegen. So aber sind
Sie mein Sklave, mein –«
Sie sprang plötzlich auf, so daß der Pelz herabsank, und schlang die Arme
mit sanfter Gewalt um meinen Hals.
»Mein geliebter Sklave, Severin, oh! wie ich dich liebe, wie ich dich
anbete, wie schmuck du in dem Krakauerkostüme aussiehst, aber du wirst
heute nacht frieren in dem elenden Zimmer da oben ohne Kamin, soll ich dir
meinen Pelz geben, mein Herzchen, den großen da –«
Sie hob, ihn rasch auf, warf ihn mir auf die Schultern und hatte mich, ehe
ich mich versah, vollkommen darin eingewickelt.
»Ah! Wie gut das Pelzwerk dir zu Gesichte steht, deine noblen Züge treten
erst recht hervor. Sobald du nicht mehr mein Sklave bist, wirst du einen
Samtrock tragen mit Zobel, verstehst du, sonst ziehe ich nie mehr eine
Pelzjacke an –«
Und wieder begann sie mich zu streicheln, zu küssen und zog mich endlich
auf den kleinen Samtdiwan nieder.
»Du gefällst dir, glaube ich, in dem Pelze«, sagte sie, »gib ihn mir, rasch,
rasch, sonst verliere ich ganz das Gefühl meiner Würde.«
Ich legte den Pelz um sie, und Wanda schlüpfte mit dem rechten Arme in
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Venus im Pelz
- Titel
- Venus im Pelz
- Autor
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 114
- Schlagwörter
- Novelle, Liebe
- Kategorien
- Weiteres Belletristik