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Venus im Pelz
Seite - 65 -
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»Das Leben ist doch eigentlich urkomisch«, dachte ich mir, »vor kurzem hat noch das schönste Weib, Venus selbst, an deiner Brust geruht, und jetzt hast du Gelegenheit, die Hölle der Chinesen zu studieren, welche die Verdammten nicht, gleich uns, in die Flammen werfen, sondern durch die Teufel auf Eisfelder treiben lassen. Wahrscheinlich haben ihre Religionsstifter auch in ungeheizten Zimmern geschlafen.« Ich bin heute nacht mit einem Schrei aus dem Schlafe aufgeschreckt, ich habe von einem Eisfelde geträumt, auf dem ich mich verirrt hatte und vergebens den Ausweg suchte. Plötzlich kam ein Eskimo in einem mit Rentier bespannten Schlitten und hatte das Gesicht des Garçons, der mir das ungeheizte Zimmer angewiesen. »Was suchen Sie hier, Monsieur?« rief er, »hier ist der Nordpol.« Im nächsten Augenblicke war er verschwunden, und Wanda flog auf kleinen Schlittschuhen über die Eisfläche heran, ihr weißer Atlasrock flatterte und knisterte, der Hermelin ihrer Jacke und Mütze, vor allem aber ihr Antlitz schimmerte weißer, als der weiße Schnee, sie schoß auf mich zu, schloß mich in ihre Arme und begann mich zu küssen, plötzlich fühlte ich mein Blut warm an mir herabrieseln. »Was tust du?« fragte ich entsetzt. Sie lachte, und wie ich sie jetzt ansah, war es nicht mehr Wanda, sondern eine große weiße Bärin, welche ihre Tatzen in meinen Leib bohrte. Ich schrie verzweifelt auf und hörte ihr teuflisches Gelächter noch, als ich erwacht war und erstaunt im Zimmer herumsah. Früh am Morgen stand ich bereits an Wandas Türe, und als der Garçon den Kaffee brachte, nahm ich ihm denselben und servierte ihn meiner schönen Herrin. Sie hatte bereits Toilette gemacht und sah prächtig aus, frisch und rosig, lächelte mir freundlich zu und rief mich zurück, als ich mich respektvoll entfernen wollte. »Nimm auch rasch dein Frühstück, Gregor«, sprach sie, »wir gehen dann sofort Wohnungen suchen, ich will so kurz als möglich im Hotel bleiben, hier sind wir furchtbar geniert, und wenn ich etwas länger mit dir plaudre, heißt es gleich: die Russin hat mit ihrem Bedienten ein Liebesverhältnis, man sieht, die Rasse der Katharina stirbt nicht aus.« Eine halbe Stunde später gingen wir aus, Wanda in ihrem Tuchkleide, ihrer 65
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Venus im Pelz
Titel
Venus im Pelz
Autor
Leopold Von Sacher-Masoch
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
114
Schlagwörter
Novelle, Liebe
Kategorien
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