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Venus im Pelz
Seite - 75 -
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Text der Seite - 75 -

unheimlichen Ausdruck von Müdigkeit, von Übersättigung. Oder habe ich für dies alles früher kein Auge gehabt? Sie heftet die grünen Augen mehr neugierig als drohend oder etwa mitleidig auf mich und zieht den dunklen Schlafpelz, in dem sie ruht, träge über die entblößte Schulter herauf. In diesem Augenblicke ist sie so reizend, so sinnverwirrend, daß ich mein Blut zu Kopf und Herzen steigen fühle, und das Brett in meiner Hand zu schwanken beginnt. Sie bemerkt es und greift nach der Peitsche, die auf ihrem Nachttisch liegt. »Du bist ungeschickt, Sklave«, sagte sie, die Stirne runzelnd. Ich senke den Blick zur Erde und halte das Brett, so fest ich nur kann, und sie nimmt ihr Frühstück und gähnt und dehnt ihre üppigen Glieder in dem herrlichen Pelz. Sie hat geklingelt. Ich trete ein. »Diesen Brief an den Fürsten Corsini.« Ich eile in die Stadt, übergebe den Brief dem Fürsten, einem jungen schönen Mann mit glühenden schwarzen Augen und bringe ihr von Eifersucht verzehrt die Antwort. »Was ist dir?« fragt sie hämisch lauernd, »du bist so entsetzlich bleich.« »Nichts, Herrin, ich bin nur etwas rasch gegangen.« Beim Dejeuner ist der Fürst an ihrer Seite, und ich bin verurteilt, sie und ihn zu bedienen, während sie scherzen und ich für beide gar nicht auf der Welt bin. Einen Augenblick wird es mir schwarz vor den Augen, ich schenke eben Bordeaux in sein Glas und schütte ihn über das Tischtuch, über ihre Robe. »Wie ungeschickt«, ruft Wanda und gibt mir eine Ohrfeige, der Fürst lacht und sie lacht gleichfalls und mir schießt das Blut ins Gesicht. Nach dem Dejeuner fährt sie in die Cascine. Sie kutschiert selbst den kleinen Wagen mit den hübschen englischen Braunen, ich sitze hinter ihr und sehe wie sie kokettiert und lächelnd dankt, wenn sie von einem der vornehmen Herren gegrüßt wird. 75
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Venus im Pelz
Titel
Venus im Pelz
Autor
Leopold Von Sacher-Masoch
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
114
Schlagwörter
Novelle, Liebe
Kategorien
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