Seite - 83 - in Venus im Pelz
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verschwanden sie hinter der grünen Wand.
Eine qualvolle Stunde. Endlich raschelt es seitwärts im Laube, sie kehrten
zurück.
Der Mann begleitet sie an den Wagen. Das Licht der Laterne fällt voll und
grell auf ein unendlich jugendliches, sanftes und schwärmerisches Gesicht,
das ich nie gesehen habe, und spielt in langen, blonden Locken.
Sie reicht ihm die Hand, die er ehrfurchtsvoll küßt, dann winkt sie mir und
im Nu fliegt der Wagen längs der langen Laubwand, die wie eine grüne
Tapete gegen den Fluß zu steht, davon.
Man läutet an der Gartenpforte. Ein bekanntes Gesicht. Der Mann aus den
Cascinen.
»Wen darf ich melden?« frage ich französisch. Der Angeredete schüttelt
beschämt den Kopf.
»Verstehen Sie vielleicht etwas deutsch?« fragte er schüchtern.
»Jawohl. Ich bitte also um Ihren Namen.«
»Ah! ich habe leider noch keinen«, antwortet er verlegen – »sagen Sie Ihrer
Herrin nur, der deutsche Maler aus den Cascinen wäre da und bäte – doch da
ist sie selbst.«
Wanda war auf den Balkon herausgetreten und nickte dem Fremden zu.
»Gregor, führe den Herrn zu mir«, rief sie mir zu.
Ich wies dem Maler die Treppe.
»Ich bitte, ich finde jetzt schon; ich danke, danke sehr«, damit sprang er die
Stufen empor. Ich blieb unten stehen und sah dem armen Deutschen mit
tiefem Mitleid nach.
Venus im Pelz hat seine Seele in ihren roten Haarschlingen gefangen. Er
wird sie malen und dabei verrückt werden.
Ein sonniger Wintertag, auf den Blättern der Baumgruppen, auf dem
grünen Plan der Wiese zittert es wie Gold. Die Kamelien am Fuße der Galerie
prangen im reichsten Knospenschmuck. Wanda sitzt in der Loggia und
zeichnet, der deutsche Maler aber steht ihr gegenüber, die Hände wie
anbetend ineinander gelegt und sieht ihr zu, nein, er blickt in ihr Antlitz und
ist ganz versunken in ihren Anblick, wie entrückt.
Sie aber sieht es nicht, sie sieht auch mich nicht, wie ich mit dem Spaten in
der Hand die Blumenbeete umgrabe, nur um sie zu sehen, ihre Nähe zu
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Venus im Pelz
- Titel
- Venus im Pelz
- Autor
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 114
- Schlagwörter
- Novelle, Liebe
- Kategorien
- Weiteres Belletristik