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fühlen, die wie Musik, wie Poesie auf mich wirkt.
Der Maler ist fort. Es ist ein Wagnis, aber ich wage es. Ich trete zur Galerie
hin, ganz nahe und frage Wanda: »Liebst du den Maler, Herrin?«
Sie sieht mich an, ohne mir zu zürnen, schüttelt den Kopf, und endlich
lächelt sie sogar.
»Ich habe Mitleid mit ihm«, antwortet sie, »aber ich liebe ihn nicht. Ich
liebe niemand. Dich habe ich geliebt, so innig, so leidenschaftlich, so tief wie
ich nur lieben konnte, aber jetzt liebe ich auch dich nicht mehr, mein Herz ist
öde, tot, und das macht mich wehmütig.«
»Wanda!« rief ich schmerzlich ergriffen.
»Auch du wirst mich bald nicht mehr lieben«, fuhr sie fort, »sag’ es mir,
wenn es einmal so weit ist, ich will dir dann die Freiheit zurückgeben.«
»Dann bleibe ich mein ganzes Leben dein Sklave, denn ich bete dich an
und werde dich immer anbeten«, rief ich, von jenem Fanatismus der Liebe
ergriffen, der mir schon wiederholt so verderblich war.
Wanda betrachtete mich mit einem seltsamen Vergnügen. »Bedenke es
wohl«, sprach sie, »ich habe dich unendlich geliebt und war despotisch gegen
dich, um deine Phantasie zu erfüllen, jetzt zittert noch etwas von jenem süßen
Gefühl als innige Teilnahme für dich in meiner Brust, wenn auch dies
verschwunden ist, wer weiß, ob ich dich dann frei gebe, ob ich dann nicht
wirklich grausam, unbarmherzig, ja roh gegen dich werde, ob es mir nicht
eine diabolische Freude macht, während ich gleichgültig bin oder einen
anderen liebe, den Mann, der mich abgöttisch anbetet, zu quälen, zu foltern,
und an seiner Liebe für mich sterben zu sehen. Bedenke das wohl!«
»Ich habe alles längst bedacht«, erwiderte ich, wie im Fieber glühend, »ich
kann nicht sein, nicht leben ohne dich; ich sterbe, wenn du mir die Freiheit
gibst, laß mich dein Sklave sein, töte mich, aber stoße mich nicht von dir.«
»Nun, so sei mein Sklave«, erwiderte sie, »aber vergiß nicht, daß ich dich
nicht mehr liebe, und daß deine Liebe daher keinen größeren Wert für mich
hat, wie die Ähnlichkeit eines Hundes, und Hunde tritt man.«
Heute habe ich die mediceische Venus besucht.
Es war noch zeitig, der kleine achteckige Saal der Tribuna wie ein
Heiligtum mit Dämmerlicht gefüllt, und ich stand, die Hände gefaltet, in tiefer
Andacht vor dem stummen Götterbilde.
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Venus im Pelz
- Titel
- Venus im Pelz
- Autor
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 114
- Schlagwörter
- Novelle, Liebe
- Kategorien
- Weiteres Belletristik