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Venus im Pelz
Seite - 88 -
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»Sind Sie toll, mich – ah! es ist nicht zu glauben, mich als Mutter Gottes!« – rief sie und lachte wieder, »warten Sie nur, ich will Ihnen ein anderes Bild von mir zeigen, ein Bild, das ich selbst gemalt habe, sie sollen es mir kopieren.« Ihr Kopf, im Sonnenlichte flammend, erschien am Fenster. »Gregor!« Ich eilte die Stufen hinauf, durch die Galerie in das Atelier. »Führe ihn in das Badezimmer«, befahl Wanda, während sie selbst davoneilte. Wenige Augenblicke und Wanda kam, nur mit dem Zobelpelz bekleidet, die Peitsche in der Hand, die Treppe herab und streckte sich wie damals auf den Sammetpolstern aus; ich lag zu ihren Füßen und sie setzte den Fuß auf mich, und ihre Rechte spielte mit der Peitsche. »Sieh mich an«, sprach sie, »mit deinem tiefen, fanatischen Blick – so – so ist es recht.« Der Maler war entsetzlich bleich geworden, er verschlang die Szene mit seinen schönen, schwärmerischen, blauen Augen, seine Lippen öffneten sich, aber blieben stumm. »Nun, wie gefällt Ihnen das Bild?« »Ja – so will ich Sie malen«, sprach der Deutsche, aber es war eigentlich keine Sprache, es war ein beredtes Stöhnen, das Weinen einer kranken, sterbenskranken Seele. Die Zeichnung mit der Kohle ist fertig, die Köpfe, die Fleischpartien sind grundiert, ihr diabolisches Antlitz tritt bereits in einigen kecken Strichen hervor, in dem grünen Auge blitzt Leben. Wanda steht, die Arme auf der Brust verschränkt, vor der Leinwand. »Das Bild soll, wie viele der venetianischen Schu le, zugleich ein Porträt und eine Historie werden«, erklärt der Maler, der wieder totenbleich ist. »Und wie wollen Sie es dann nennen?« fragt sie; »aber was ist Ihnen, sind Sie krank?« »Ich fürchte –« antwortete er, mit einem verzehrenden Blicke auf das schöne Weib im Pelz, »aber sprechen wir von dem Bilde.« »Ja, sprechen wir von dem Bilde.« »Ich denke mir die Liebesgöttin, welche zu einem sterblichen Manne aus dem Olymp herabgestiegen ist und auf dieser modernen Erde frierend ihren 88
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Venus im Pelz
Titel
Venus im Pelz
Autor
Leopold Von Sacher-Masoch
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
114
Schlagwörter
Novelle, Liebe
Kategorien
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